Bezirksamt stellt in der Corona-Krise Chef des Gesundheitsamtes kalt
Dr. Robert E. Wegner bei einer Veranstaltung. Foto: André Zand-Vakili

Bezirksamt stellt in der Corona-Krise Chef des Gesundheitsamtes kalt

Harburg - Dieses Verhalten muss ein Nachspiel haben. Mitten in der Corona-Krise stellt das Bezirksamt den Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Robert E. Wegner, kalt.

Ersetzt wird er, so heißt es, mitten in dieser Zeit durch eine Halbtagskraft. Das Bezirksamt wollte keine Stellung zu diesem unfassbaren Vorgang nehmen. Bezirksamtssprecherin Sandra K. Stolle sagt dazu nur: „Zu internen Personalangelegenheiten nehmen wir grundsätzlich keine Stellung.“ Hinter den Kulissen wird gesagt: "Wegener war zu engagiert, umtriebig, unbüroktratisch und zu aktiv."

Um Antworten werden sich Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen und die Dezernentin für Soziales, Jugend und Gesundheit, Dr. Anke Jobmann, nicht drücken können. Die CDU hat bereits eine Anfrage gestellt, in der dezidiert und mit offenbar viel Hintergrundwissen der Skandal hinterfragt wird.

Obwohl das Bezirksamt mauert und auch die Fraktionen der Bezirksversammlung nicht über die Personalie informiert worden sind, ist offenbar einiges durchgesickert. So soll zunächst Amtsärztin Dr. Daniela Unger, die nur in Teilzeit beschäftigt ist, gebeten worden sei, die Vertretung von Wegener zu übernehmen.

CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer hatte aus den ihm vorliegenden Informationen schon am  Dienstagmittag eine umfangreiche Kleine Anfrage an das Bezirksamt gestellt. Sandra K. Stolle: „Das Bezirksamt wird die Anfrage fristgerecht beantworten.“ Das heißt: Das Bezirksamt hat jetzt laut Bezirksverwaltungsgesetz acht Werktage Zeit. Wegen Ostern ist demnach frühestens am 21. April mit Antworten zu rechnen.

Fischer will unter anderem wissen, wer die Suspendierung veranlasst hat, welche fachlichen Gründen „zwingend“ zu der Suspendierung geführt haben und ob das Bezirksamt die Maßnahme mit der Fachbehörde „im Einzelnen hinsichtlich Inhalt und Dauer“ abgestimmt hat.

Fischers Frage Nummer 10 macht stutzig. Sie lautet: „Ist im Hinblick darauf, dass im Bezirk die mit Gesundheitsfragen zum Corona-Virus befassten Stellen wie Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr und freie Träger darüber berichten, dass bisher die Zusammenarbeit außerordentlich gut und teilweise auch unkonventionell erfolgreich erfolgt ist, mit den vorgenannten Trägern vor Anordnung der Maßnahme gesprochen worden, um deren Auswirkungen und Vor- und Nachteile einschätzen zu können?“

Tatsächlich ist Wegner für seine unkonventionelle Vorgehensweise bekannt. Manche sagen auch: „Manchmal nervt er.“ Die meisten sind sich aber einig darüber, dass er immer pragmatische Lösungen suche. Und dass er gerade seit Beginn der Pandemie erheblichen Einsatz gezeigt habe und auch außerhalb der normalen Dienstzeiten immer ansprechbar war – und auch an Wochenenden zur Stelle war. "Er ist ein Mann, mit dem man sehr gut zusammenarbeiten kann, weil er auch klar sagt, was umgesetzt werden muss", sagte schon vor Tagen ein Polizeiführer.

Wegner war es auch, der angesichts der drohenden Ausbreitung des Coronavirus als erster große Hochzeitsfeiern untersagt hatte. Sein schnelles und unkonventionelles Handeln dürfte mit ein Grund dafür sein, dass der Bezirk Harburg am wenigsten von der Coronapandemie betroffen ist und im Bezirk von Montag auf Dienstag erstmals keine neue Coronaerinfektion festgestellt wurde.

Die letzte Frage von Fischer: „Sieht die Bezirksamtsleitung in Zeiten hoher Arbeitsbelastung durch die Corona-Problematik und erheblicher Personalengpässe, die auch durch Anwerbung von Hilfskräften behoben werden sollen, die Möglichkeit, die getroffene Maßnahme nochmals zu überdenken, insbesondere wenn dieses von der großen Mehrheit der Bezirksversammlung gewünscht wird? ag/zv