Harburg - Ominöse Friseurgespräche, Dementis und neue Warnungen vor Rot-Rot-Grün. Und dann noch ein alter Videoschnipsel. Harburgs Politik zeigt gerade, was sie so drauf hat. Nachdem aus der SPD durchsickerte, dass die neue Kreisvorsitzende Claudia Loss in Heimfeld in den Räumen des örtlichen Hairstylisten ein Gespräch mit Klaus Torwarth, Verwaltungsrichter mit Bezirksamtsleiterambition, hatte, gab es die vielleicht gewollten Reaktionen.
Denn Torwarth plauderte locker aus, dass er mit allen Fraktionen, einschließlich der AfD über den Bezirksamtsleiterposten gesprochen habe, so hieß es aus der Politik. Eine Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Danach sollen die Linken quasi explodiert sein und damit Torwarth für sie ins Aus katapultiert haben.
Die CDU sah sich genötigt mitzuteilen, das Torwarth nicht ihr gesetzter Favorit sei. Der habe sich auch bei ihnen vorgestellt. "Bei einer anschließenden Abfrage wurde festgestellt, dass alle anwesenden Fraktionsmitglieder eine Ausschreibung der Stelle der Bezirksamtsleitung vorziehen und keinen Kandidaten vorschlagen werden", heißt es aus der Fraktion. Das sei schon mit Rücksicht auf Koalitionsverhandlungen der SPD passiert.
Die sind aber hinfällig, nachdem bereits am Sonntag die neue Kreisvorsitzende der der SPD der CDU per Telefonanruf eine Absage erteilte. Tatsächlich wäre die Bezirksamtsleiterfrage die Zerreißprobe für Koalitionsverhandlungen geworden. Dass die CDU von der amtierenden Verwaltungschefin Sophie Fredenhagen nichts hält, ist bekannt. Die SPD, zumindest die Genosse um Fraktionschef Frank Richter, wollen sie.
Dass die SPD lieber mit den Grünen und den Linken koaliere, stieß nicht nur bei der CDU auf Kritik. Auch die FDP sieht das als Problem. Sie schickte nicht ihre zwei "Hinterbänkler" aus dem Harburger Rathaus in Deutungsrennen, sondern ließ den Bürgerschaftsabgeordneten Sami Musa sprechen, der ähnliche Befürchtungen, wie die CDU hat. „Eine rot-rot-grüne Koalition würde Harburg in vielen Bereichen meilenweit zurückwerfen“, orakelt Musa. Den Grünen schiebt er zu, dass sich in Harburg die Innere Sicherheit verschlächtert und die Wohnungsknappheit verschärft habe.
Auffällig unauffällig sind dagegen die Grünen. Sie dürften sich in ihrem Büro an der Schwarzenbergstraße still und heimlich die Händ*innen reiben. Treibt das Gezanke trotz ihrer hohen Verluste doch ihren Preis bei den Koalitionsverhandlungen deutlich in die Höhe.
Und dann ist auch noch eine ganz alte Geschichte in der Welt. Wahlplakatbeseitigung von missliebigen Genossen soll in der Harburger SPD eine lange Tradition haben. Es gibt einen Videoschnipsel. Aufgenommen von der Überwachungskamera eines Kindergartens. Der zeige erkennbar, wer da anderen Kandidaten Plakat beseitigt. Gut es ist zehn Jahre her und damit verjährt. Sollte die Aufnahme in Umlauf gebracht werden, wird es eines aber ganz sicher: total peinlich. zv