Foto: Andre Zand-Vakili
Foto: Andre Zand-Vakili

Schwabens KMU-Digitalisierung: Herausforderungen und Perspektiven für das produzierende Gewerbe

Ratgeber - In Schwaben denken die Menschen anders – auch wenn es um Digitalisierung geht. In der süddeutschen Region, die für ihre Innovationskraft und ihre industriellen Erfolgsgeschichten bekannt ist, stehen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor einer großen Herausforderung: dem digitalen Wandel. Besonders im produzierenden Gewerbe eröffnet die Digitalisierung sehr viele neue Möglichkeiten, bringt aber auch erhebliche Anforderungen mit sich. 

Schwaben: Eine wirtschaftsstarke Region im digitalen Wandel

Schwaben ist eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands und ist geprägt von einer Vielzahl erfolgreicher KMU. Besonders im produzierenden Gewerbe ist die Region führend, mit Unternehmen aus Branchen wie Maschinenbau, Automobilzulieferung und Elektrotechnik. Die Region Schwaben erwirtschaftete 2022 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 160 Milliarden Euro. Für die KMU, die etwa 60 Prozent der Arbeitsplätze in Schwaben stellen, bringt die Digitalisierung enormes Potenzial, denn sie ermöglicht effizientere Produktionsprozesse und damit auch neue Marktchancen. 

Allerdings stehen die Unternehmen gleichzeitig vor Herausforderungen wie hohen Investitionskosten und einem akuten Fachkräftemangel. Eine Umfrage der IHK Schwaben ergab, dass rund 70 Prozent der Unternehmen in der Region bereits digitale Technologien einsetzen – dennoch gibt es erheblichen Nachholbedarf.

Digitalisierung richtig angehen: IT-Infrastruktur, Schulungen und kaufmännische Komplettlösungen

Um von der Digitalisierung wirklich zu profitieren, müssen die Unternehmer in Schwaben im Vorfeld eine solide Basis dafür schaffen. Diese Grundlage besteht aus mehreren Schlüsselaspekten, die alle zum Ziel haben, die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu steigern. Ein wichtiger Punkt sind kaufmännische Komplettlösungen, mit denen es möglich ist, sämtliche kaufmännischen Prozesse von der Buchhaltung bis zum Controlling digital abzubilden. Dadurch wird nicht nur die Transparenz erhöht, sondern auch die Grundlage für datenbasierte Entscheidungen gelegt.

Neben den kaufmännischen Komplettlösungen ist die Integration von Produktions- und Fertigungssystemen (z. B. MES, Manufacturing Execution Systems) ein wichtiger Aspekt, denn diese Systeme erlauben es Unternehmen, Produktionsprozesse in Echtzeit zu überwachen und zu steuern. Das steigert die Effizienz und reduziert das Risiko von Produktionsausfällen. 

Zusätzlich ist eine robuste IT-Infrastruktur eine unbedingte Voraussetzung, um die wachsenden Datenmengen entsprechend zu verarbeiten. Diese Infrastruktur muss skalierbar sein, damit auch die zukünftigen Anforderungen der Industrie 4.0 damit bewältigt werden. 

Die Chancen der Digitalisierung im produzierenden Gewerbe

Die Unternehmen im produzierenden Gewerbe in Schwaben können durch die Digitalisierung erhebliche Vorteile erzielen, wenn sie die vielfältig am Markt vorhandenen Möglichkeiten richtig ausschöpfen.

Vor allem die Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine wichtige Rolle, da sie immer besser dazu in der Lage ist, die Effizienz in der Produktion deutlich zu steigern. Unternehmen wie die KUKA AG in Augsburg produzieren bereits zum Teil KI-gestützte Industrieroboter, um die komplexen Fertigungsprozesse in Unternehmen zu automatisieren und damit die Qualität der Produkte zu steigern. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich die Produktionsgeschwindigkeit dadurch massiv erhöht und die Anzahl fehlerhafter Chargen deutlich abnimmt. 

Ein weiteres Potenzial der Digitalisierung liegt in der vernetzten Fertigung. Durch den Einsatz von Industrial-Internet-of-Things-Technologien (IIoT) kommunizieren Anlagen in Echtzeit miteinander und gestalten auf diese Art die Produktionssteuerung flexibel. So werden beispielsweise bei der Memminger Brauerei die Produktionsdaten kontinuierlich analysiert, um schnell auf Änderungen in der Nachfrage zu reagieren.

Auch die Lieferketten- und Logistikprozesse werden durch digitale Lösungen verbessert. Unternehmen wie die Liebherr-Werk Biberach GmbH überwachen mithilfe von KI Lieferketten und identifizieren dadurch Engpässe früher. Das wirkt sich primär auf die Lagerkosten positiv aus. 

Diese Beispiele sollen zeigen, dass die Digitalisierung im produzierenden Gewerbe große Chancen eröffnet, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und das eigene Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. Dabei darf allerdings auch nicht unerwähnt bleiben, dass dieses Vorhaben oftmals mit großen Herausforderungen und Kosten verbunden ist. 

Die größten Herausforderungen bei der Digitalisierung im produzierenden Gewerbe

Eine der größten Hürden der Digitalisierung ist die damit verbundene finanzielle Belastung für die Unternehmen, denn die Einführung digitaler Technologien erfordert oft große Investitionen in neue Maschinen, Software und IT-Infrastruktur. Diese Kosten sind gerade für KMU in vielen Fällen nur schwer zu stemmen. Überdies mangelt es oft an qualifiziertem Personal, das mit den neuen Technologien auch entsprechend umzugehen weiß. Der Fachkräftemangel im IT-Bereich ist in Schwaben besonders spürbar und erschwert die Umsetzung digitaler Projekte.

Ein weiteres Problem ist die Komplexität der Integration neuer digitaler Systeme in die bestehenden Prozesse im Unternehmen. Alte und neue Technologien miteinander zu verbinden, ohne dabei die laufende Produktion zu beeinträchtigen, ist für viele Projektverantwortliche eine große Herausforderung, die den KMU entsprechende Sorgen bereitet. Doch trotz all dieser Hürden ist es möglich, die Digitalisierung erfolgreich zu meistern. Das gilt hauptsächlich dann, wenn Unternehmen die großen Chancen erkennen, die sich daraus ergeben und eine entsprechend positive, lösungsorientierte Herangehensweise verfolgen. dl