Halloween auf dem Harburger Ring. Foto: Lenthe-Medien
Halloween auf dem Harburger Ring. Foto: Lenthe-Medien
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Halloween-Krawall trotz alternativem Angebot: So sehen es Politik und Verwaltung

Harburg - Politiker sind entsetzt. Andere blieben bislang auf "Tauchstation" und die Verwaltung spricht von einem Erfolg. Das sind die Reaktionen nach dem Halloween-Krawallen am Harburger Ring, die auch durch "Geister-Zelt" zumindest abgemildert werden sollte.

"Das ist voll in die Hose gegangen", sagt Rainer Bliefernicht, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU zu dem Geister-Zelt. "Wir haben überhaupt nicht das Publikum erreicht, dass wir als Sicherheitskonferenz mit der Aktion erreichen wollten."

Ähnlich ist das Fazit von Viktoria Isabell Ehlers, Fraktionsvorsitzende der FDP: „Die Gegenveranstaltung auf dem Rathausplatz hat leider zu keinem Erfolg geführt." Das Gegenteil sei der Fall gewesen. "Im Nachhinein denke ich, haben wir die Veranstalter rund um Antikyno in unnötige Gefahr gebracht", so Ehlers. "Es ist mir ein Rätsel, weshalb die Polizei und Innenbehörde die hohe Zahl der Teilnehmer unterschätzen konnte", so Ehlers. "Für das nächste Jahr fordere ich eine deutlich erhöhte Polizeipräsenz und bis dahin unterjährig gezielte Gefährderansprachen. Sowie eine Analyse der Dynamik der Entstehung durch die Sozialen Medien.“

Leider, so stellt die SPD fest, sei es "auch in diesem Jahr an Halloween wieder zu erheblichen Ausschreitungen am Harburger Ring gekommen. Diese waren offenkundig noch intensiver und es waren mehr vor allem junge Männer beteiligt als im Vorjahr". Die SPD-Fraktion hatte die Idee unterstützt, den Versuch zu unternehmen, mit einer alternativen Veranstaltung auf dem Harburger Rathausplatz jungen Menschen ein Angebot zu machen, um Halloween ohne Krawall zu feiern.
Dieses Konzept sei "leider nicht aufgegangen, obwohl die Veranstaltung auf dem Rathausplatz gut besucht war, leider nur nicht von dieser Zielgruppe", stellt man bei der SPD fest. 
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion Frank Richter sagt: „Vielleicht hätte es am ursprünglich vorgesehenen Ort auf dem Wehnerplatz besser funktioniert. Wir bedanken uns jedenfalls bei der Polizei, dass sie die Ordnung recht zügig wiederhergestellt hat.“
Es komme nach Ansicht der SPD nun darauf an, auch mit Blick auf Silvester, zügig zu analysieren, wie bereits im Vorfeld Maßnahmen getroffen werden können, solche Szenen zukünftig zu vermeiden. Ein Ansatz könnte dabei eventuell sein, gemeinsam mit Jugendeinrichtungen aus Harburg zu erörtern, wie die Gruppe dieser gewaltbereiten, jungen Menschen erfolgreich erreicht werden kann.
„Denn“ so Richter „für uns ist klar, dass Bürgerinnen und Bürger auch an solchen Feiertagen die Möglichkeit haben müssen, sich friedlich und ohne Angst vor körperlichen Schäden in unserer Innenstadt zu bewegen.“

Mit Schreckenhätten die Harburger am Morgen nach Halloween feststellen, dass ihr Bezirk bundesweit in den Schlagzeilen ist, heißt es von den Grünen. Erneut ist es zu massiven Ausschreitungen gekommen. Fraktion und Kreisverband der Grünen seien schockiert und verurteilten die Übergriffe und die Gewalt aufs Schärfste. „Es ist erschreckend zu sehen, zu welchen Taten einige junge Leute bereit sind“, so Bianca Blomenkamp, Vorsitzende derGrünen Bezirksfraktion. „Gleichwohl habe ich den Eindruck, dass die Polizei dieses Jahr besser vorbereitet war. Sehr schade ist, dass das gemeinsam mit dem Antykino ergriffene Alternativprogramm nicht von der eigentlichen Zielgruppe angenommen wurde.“ Das Geisterzelt vor dem Rathaus war zwar gut besucht, war aber offenbar kein Anziehungspunkt für Jugendliche wie es in der Sicherheitskonferenz gedacht war. „Damit auch gewaltbereite Jugendliche erreicht werden, muss die Kinder- und Jugendarbeit in Harburg weiter gestärkt werden“, so Sarah Pscherer vom  Kreisvorstand der Grünen.

"Das Geisterzelt auf dem Harburger Rathausplatz war gut gemeint. Es war aber reichlich naiv zu glauben, man könne ein gewaltbereites Klientel vom Krawallmachen damit abhalten. Immerhin scheint das Zelt von Zerstörung verschont worden zu sein", meint Matthias Arft von der AfD.

Reagiert hat das Bezirksamt. "Die Veranstaltung auf dem Harburger Rathausplatz wurde sehr gut angenommen und war ein Erfolg. Insgesamt haben ca. 550 Personen das Angebot wahrgenommen und friedlich Halloween gefeiert. Es gab mehr Besucherinnen und Besucher als Kapazität vorhanden war, weshalb sich eine Warteschlange vor dem Zelt gebildet hat. Die Veranstaltung hätte entsprechend noch größer ausfallen können", heit es vom Sprecher des Bezirksamtes, Dennis Imhäuser.

Kein Wort davon, dass das eigentlich nicht das Ziel der Veranstaltung war.

Mit den Ereignisse auf dem Harburger Ring, die größer als im Vorjahr ausgefallen waren, ist man offenbar nicht glücklich. "Die gestrigen Vorkommnisse am Harburger Ring werden durch die Sicherheitsbehörden, das Bezirksamt und die Harburger Sicherheitskonferenz betrachtet und ausgewertet", so Imhäuser. Noch sei es zu früh, hierzu eine abschließende Bewertung abgeben zu können. Das Bezirksamt verurteile aber die sich auf dem Harburger Ring gezeigte Gewalt aufs Schärfste. Docjh man sieht auch Positives: "Den Personen, die sich dort getroffen haben, um zu stören und Gewalt auszuüben, stehen die vielen Menschen gegenüber, die gestern ein schönes, friedliches und vergnügtes Halloween gefeiert haben."

Auf dieser Linie ist auch die Linke. "Das Halloween-Geister-Zelt von antikyno war ein gelungenes kulturelles Angebot und wurde von der Bevölkerung gut angenommen. Vor den Vorstellungen bildeten sich lange Schlangen, es mussten sogar Menschen abgewiesen werden, da die Anzahl der Teilnehmer/innen begrenzt war. Auch die Filmvorstellung war gut besucht. So gesehen war die Veranstaltung ein Erfolg und sollte wiederholt werden. Leider hat sich dagegen die ursprüngliche Intention des Bezirksamts, durch ein Unterhaltungsangebot Jugendliche von Ausschreitungen abzuhalten, nicht erfüllt."

Bliefernicht hat nach der jüngsten Halloween-Erfahrung einen Alternativ-Vorschlag zum Geister-Zelt. Die Harburger Innenstadt sollte zu entsprechenden Anlässen zum Gefahrengebiet erklärt und größere Ansammlumngen verboten werden. zv