Kunstpfad: Vom fehlendem Geld und einem ungewollten PR-Gag

120608SteinHarburg - Nach dem Harburger Citymanagement und dem Phoenix-Center haben nun auch die Hamburger Asklepios Kliniken noch 2.000 Euro für den Betrieb der Alsterfontäne auf der Außenmühle gespendet. Damit ist

die letzte Etappe des temporären Harburger Kunstpfads „Ein paar Tage im Sommer“ an diesem und am kommenden Wochenende ab Freitag von 10 bis 22 Uhr in voller Pracht zu bestaunen.

 

Künstler Boran Burchhardt, der die Fontäne aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und nach Harburg geholt hatte, schilderte bei einer Diskussion im Helms-Museum zu den „Perspektiven der Kunst im öffentlichen Raum“ noch einmal eindrucksvoll, welche unvorhergesehenen Hindernisse sich seinem Kunstprojekt in den Weg gestellt hatten und letztlich neben dem Treibstoff fürs Stromaggregat an der Außenmühle zu einem finanziellen Engpass geführt hatten.

Burchhardt: „Kurz vor dem Transport erfuhr ich zum Beispiel, dass der Schwimmponton mit der Fontäne nicht zehn sondern mehr als 17 Tonnen wiegt.“ Also musste er einen stärkeren und auch teureren Kran ordern. Zudem hatte die Pumpe für die Fontäne einen höheren Strombedarf als zunächst angegeben. „Ich hätte das Projekt eigentlich abblasen müssen“, sagt Burchhardt. „Aber ich wusste, dass ich die Fontäne nur jetzt bekommen würde.“ Also sei er das Risiko eingegangen.

Auch bei der Vorbereitung hatte Burchhardt schon erhebliche Probleme, seine spektakuläre Aktion zu finanzieren. Nachdem er ein erstes Paket Briefe an mögliche Sponsoren verschickt hatte, habe er gerade einmal 500 Euro zusammenbekommen. Für Kunst im öffentlichen Raum hat Hamburg offenbar kein Geld, weder von privater Seite noch „amtlich“.

Anne-Kathrin Reinberg von der Kulturbehörde bestätigte in der Diskussion, dass jährlich in ganz Hamburg nur 250.000 Euro für die Kunst im öffentlichen Raum zur Verfügung stehen. Bis vor gut zehn Jahren sei die Summe doppelt so hoch gewesen, dann seien aus diesem Topf 250.000 Euro für die Restaurierung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme abgezweigt worden. Eigentlich sei das als einmalige Ausgabe angekündigt worden, der Etat sei in den folgenden Jahren aber nicht mehr auf die frühere Höhe aufgestockt worden. Die verbleibende Viertelmillion Euro müsse außerdem zunehmend für die Pflege der bestehenden Kunstwerke ausgegeben werden.

Immerhin: Die Aktion „Alter Friedhof“ von Karin Boine kann ihre Wirkung wieder voll entfalten, nachdem sich wie berichtet herausgestellt hatte, dass ein übereifriger Mitarbeiter des Bezirklichen Ordnungsdienstes die über Grabsteine gehängten Leichentücher wegen vermeintlicher Störung der Totenruhe entfernt hatte. Jetzt sind die Tücher wieder da, ohne zusätzliche Kosten. Dafür hatte Harburg auch nördlich der Elbe ein paar Schlagzeilen mehr. mz