400 Kollegen, Freunde und Studenten gedachten Erik Pasche in der TU

101213TrauerfeierHarburg - Trauer um Professor Erik Pasche. Er war im Alter von nur 55 Jahren auf einer Dienstreise während eines Fluges von Singapur nach Hongkong an einem Herzinfarkt gestorben. Am Mittwoch nahmen über 400 Freunde, Kollegen,

viele davon aus dem Ausland angereist, und Studenten von dem Leiter des Instituts für Wasserbau an der TUHH im Rahmen einer akademischen Feier Abschied.

"Schweigen und Stille erfasste uns, als wir vom plötzlichen Tod von Professor Erik Pasche erfahren haben", sagte TU-Präsident Edwin Kreuzer. "Mit Erik Pasche hat die TUHH einen der engagiertesten und aktivsten Hochschullehrer verloren. Wir alle stehen voller Betroffenheit vor einem leidenschaftlichen  Kämpfer und Mahner, dem die Sorge um die Folgen des Klimawandels eine Herzensangelegenheit war. Er hat wohl die Erschöpfungsphasen nicht als Warnzeichen wahrhaben wollen. Er hat ruhelos weitergearbeitet, er hat sich nicht geschont."

Dann zeichnete Kreuzer den außergewöhnlichen Werdegangs Pasches nach:

"Erik Pasche wurde am 30. September 1955 in Dresden geboren. Er studierte Bauingenieurwesen an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und schloss das Studium im Jahr 1981 nach 10 Semestern mit überdurchschnittlichen Leistungen ab. Während seiner dreijährigen Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter fiel er seinem damaligen Institutsleiter, Herrn Rouvé durch schnelle Auffassungsgabe, hohe Konzentrationsfähigkeit und außerordentliches Leistungsvermögen auf. Er war als dynamischer, verbindlicher, freundlicher und fleißiger Nachwuchswissenschaftler akzeptiert. Das Promotionsverfahren durchlief Erik Pasche ähnlich zügig wie das Studium. Nur drei Jahre nach dem Ende des Studiums wurde er an der RWTH Aachen im September 1984 mit der Dissertation „Turbulenzmechanismen in naturnahen Fließgewässern und die Möglichkeiten ihrer mathematischen Erfassung“ mit Auszeichnung promoviert. Damit hatte er die Voraussetzung für ein Postdoc-Stipendium der NATO. Er verbrachte einen einjährigen Aufenthalt an der University of California at Davis gemeinsam mit seiner Familie. Er nutzte die Zeit in den USA hervorragend, neben den Forschungsarbeiten konnte er auch Einladungen zu Vorträgen in Berkeley, Livermore, Stanford, Pasadena, Denver, Fort Collins, Minneapolis, Iowa, Vicksburg und Huston wahrnehmen.

Im Alter von 30 Jahren wechselte Erik Pasche im Jahr 1986 von der Hochschule in die Praxis.

Die Tätigkeit eines Konstruktiven Wasserbauers beginnt Pasche zunächst in der Position eines Projektleiters auf verschiedenen Gebieten des Wasserbaus, wie Flussbau, Wehranlagen, Wasserkraftanlagen und Schleusenanlagen. Aufgrund seiner hervorragenden Kenntnisse in der experimentellen und theoretischen Hydraulik und der mathematisch numerischen Berechnungsverfahren baute Erik Pasche sehr schnell in der Björnsen Beratende Ingenieure GmbH eine neue Abteilung mit etwa 25 Mitarbeitern auf, die von Anfang an mit Gewinn arbeitete. Er wurde 1989 Abteilungsleiter und 1992 Prokurist; dies sind Zeugnisse hohen Leistungsvermögens auch außerhalb der Hochschule im klassischen „Konstruktiven Wasserbau“.

Erik Pasche hat in seiner Abteilung auch die Gebiete Umweltschutz und Ökologie integriert, soweit diese Gebiete den konstruktiven Wasserbau tangieren. Es war für ihn selbstverständlich und wahrscheinlich auch das „Geheimnis“ des großen wirtschaftlichen Erfolgs seiner Abteilung, dass neue Werkzeuge und Techniken wie Digitale Bildverarbeitung, Geographische Informationssysteme und datenbankorientierte Hochwasser-Schadensmodelle in die Projekte integriert wurden.

In den gut zehn Jahren seiner Ingenieurpraxis hat Erik Pasche alle Arbeitsgebiete des in der Praxis tätigen Bauingenieurs kennengelernt und durchgeführt. Es waren die besten Voraussetzungen, um Studierenden authentisch die Notwendigkeit theoretischer Methoden zu vermitteln. Er bewarb sich für die erstmals an der TUHH ausgeschriebene Professur für Wasserbau.

Meine erste Begegnung mit Erik Pasche hatte ich im Rahmen dieses Berufungsverfahrens im Juli 1996. Er war als einer der Bewerber für die Professur Wasserbau zum Vortrag eingeladen, also einer der Kandidaten, die zum engeren Kreis der berufungsfähigen Bewerber gehörten. Noch sehr gut kann ich mich an seinen Vortrag erinnern: hoch motiviert, fast übermotiviert trug er vor, er war während des Vortrags immer in Bewegung.

Schließlich wurde er berufen und baute ab 1998 das damals neu gegründete Institut für Wasserbau auf, das er zu einem der führenden wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen entwickelte, das sich mit Fragen des Klima- und Hochwasserschutzes befasst.

Zwischen der Bewerbung für die Professur an der TUHH und dem Dienstantritt im August 1998 starb am 7. März 1998 seine geliebte Frau. Die beiden Töchter und Erik Pasche verloren viel zu früh den Mittelpunkt in der Familie. Eine Familie, die trotz des beinahe unbegrenzten Engagements von Erik Pasche für den Beruf, eine faszinierende Hausmusik pflegte.

Zu den wichtigsten Forschungsgebieten des Instituts gehören Hydrodynamische und Morphodynamische Prozesse in Flüssen und Küstenzonen, die Entwicklung von Hochwasser-Informationssystemen und Hochwasserschutztechniken, im besonderen Mobile Wände, Umbau von Gebäuden, die Wellenbrecher-Gestaltung, Renaturierungsmethoden und -strategien von Fließgewässern. Er hat sich, so kann man zusammenfassen, in der Forschung auf dem Gebiet der Hydrodynamik große Verdienste erworben.

Seine Initiative für die Vorsorge gegen die Klimafolgen führte schließlich zur Gründung des Zentrums für Klimafolgenforschung und -management. In diesem Punkt war Pasche kompromisslos, ja, er konnte gelegentlich ungeduldig werden. Er hat sein Leben lang gearbeitet – beharrlich, hartnäckig, fleißig. Er hat Rückschläge erlitten, sich aber davon nicht beirren lassen.

Leidenschaftlich engagierte sich Erik Pasche für viele Projekte des Hochwasserschutzes in Europa. Er besaß die Gabe, Menschen mit seiner Begeisterung am Forschen und Entdecken anzustecken, und er stand als fachkundiger Berater vielen Regierungen, Ministerien und Behörden zur Seite.

Mit seinen Veröffentlichungen hat Erik Pasche Vorbildliches geleistet. Wer freilich Nutzen aus seinen Arbeiten ziehe wollte, der musste die Bereitschaft zum Mit- und Weiterdenken einbringen: Leicht hat er es sich selbst und auch seiner Umgebung nicht immer gemacht.

Als Dekan des Studiendekanats Bauwesen hat er sich um die Neuorientierung der Lehre und Forschung gekümmert. Er hat sich beispielgebend in der Lehre für seine Studierenden engagiert und in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verdient gemacht.

Erik Pasche hat sich aber auch sehr für die Nachwuchsförderung eingesetzt und viele Schulprojekte mit Kindern durchgeführt. Es gibt Bilder, die ihn mit Spaten, mitten im Schlamm zwischen Kindern, zeigen bei der Durchführung eines Renaturierungsprojektes an einem kleinen Flüsschen. Er hat sich mit seinem Institut bei der Nacht des Wissens engagiert. Neben den vielen wissenschaftlichen Terminen fand er immer Zeit für diese Öffentlichkeitsarbeit. Es ist nicht von ungefähr, dass unmittelbar nach der Nachricht über seinen Tod auch aus Schulen betroffene Rückmeldungen kamen.

Als Forscher und Lehrer, aber auch als Wissenschaftsplaner hat Erik Pasche ungewöhnliche Anerkennung erfahren

Die Vielfalt und Intensität seines Wirkens nach außen und innen, sein großes Engagement für diese Universität, mit der er sich identifizierte und für die er sich ohne Rücksicht auf sich selbst und seine Gesundheit einsetzte, waren kennzeichnend für seinen Arbeitsstil.

Pflichtbewusst ist er immer gewesen. Ein Perfektionist. Er war ein Mann, auf den sich alle, ob Studierende, Mitarbeiter und Kollegen, verlassen konnten.

Er war nicht nur engagiert sondern forderte auch, manchmal unerbittlich, Engagement! Er war manchem wegen seines Ideenreichtums unbequem, drängend und energiegeladen.

Er hat, im Gegensatz zu vielen anderen, sich immer wieder in das Rampenlicht der Medien vom Fernsehen bis zum Zeitungsinterview gestellt, um die Botschaft seiner Forschungsarbeiten in die Öffentlichkeit zu tragen.

Er hat gearbeitet, er hat Glück und Pech gehabt. Er war ein schöpferischer Mann. Er hat das Leben genossen, aber nie in vollen Zügen, dazu blieb ihm keine Zeit.

So wird nun Erik Pasche in der Erinnerung weiterleben: für seine Studierenden als fordernd fördernder Lehrer und Motivator, für die Mitarbeiter und Kollegen als umtriebiger, unsteter Forscher und Organisator, für diejenigen, die ihm nahestanden als verlässlicher Freund. Und seinen Töchtern wird er als treu sorgender Vater im Gedächtnis bleiben. Das mag ein kleiner Trost sein, trotz des plötzlichen Verlustes.

Ich möchte mich aber auch an Sie sehr geehrte Frau Katharina Pasche und sehr geehrte Frau Sarah Pasche wenden und unser aller Mitgefühl zum Ausdruck bringen, zu dem großen Verlust, den Sie erlitten haben. Wir fühlen mit in Ihrem Schmerz, wohl wissend, dass der Tod des geliebten Vaters Sie hart und unvermittelt getroffen hat. Wenngleich es für Sie auch kein Trost sein kann in dieser schweren Stunde, so nehmen Sie doch, bitte, die Versicherung mit, dass die Anteilnahme an diesem Schicksal innerhalb und außerhalb der Technischen Universität Hamburg-Harburg ungewöhnlich groß ist. Das Ansehen Ihres Vaters und die Verbundenheit mit ihm waren eben besonders stark.

Es ist nur ein ganz unvollkommener Versuch, wenn man den engsten Angehörigen erklärt, dass Erik Pasche in unserem Andenken weiterleben wird. Wir wissen, dass dies nur ein bescheidener Trost  sein kann, und wir wissen, wie tief das Leid ist, wenn ein solcher Mensch, der zwar für die Familie nicht sehr viel Zeit erübrigen konnte, wenn er nun nicht mehr unter uns ist.

Die TUHH trauert mit ihrem Präsidium, dem Kollegium ihrer Professorinnen und Professoren, den Studierenden sowie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit seinen Angehörigen und seinen Kindern." zv

http://www.harburg-aktuell.de/news/vermischtes/1875-bestuerzung-an-der-tu-in-harburg-professor-erik-pasche-ist-tot.html