Harburg – „Das ist noch zu früh!“, sagt zurzeit noch jeder Harburger Parteienvertreter, wird er nach dem jeweiligen Kandidaten für die nächste Bundestagswahl gefragt.
Die wird aller Wahrscheinlichkeit nach am 17. oder 24.September 2017 stattfinden. Tatsächlich ein bisschen früh? Nicht so ganz, denn nach Paragraf 21, Absatz 3, des Bundeswahlgesetzes dürfen die Kandidaten „frühestens 32 Monate nach Beginn der aktuellen Wahlperiode des Deutschen Bundestags“ aufgestellt werden. Also darf seit dem 23. Juni 2016 gewählt werden.
Also nicht zu früh, man hält sich eben noch bedeckt. Kandidatenaufstellungen sind für die Parteien eine extrem wichtige „Leistungsschau“, sie kann die aktuellen Machtverhältnisse in einem Kreisverband spiegeln.

„Eigentlich müssten wir trotzdem damit drohen, einen zweiten Kandidaten vorzuschlagen“, sagt ein Genosse. Damit sich Hakverdi nicht zu sicher fühle. Fakt ist, dass Hakverdi bei der Präsenz in seinem Wahlkreis neue Maßstäbe gesetzt hat. Ständig wird er irgendwo plakatiert, seine regelmäßigen „Berichte aus Berlin“ sind vorbildlich. Das gilt auch für Bergedorf und Wilhelmsburg, die ebenfalls zum Wahlkreis gehören.
Ein CDU-Kandidat wird sich im Wahlkreis Harburg keine Chance ausrechnen, direkt gewählt zu werden – auch wenn Ralf-Dieter Fischer und Wolfgang Müller-Kallweit früher mal davon geträumt haben. Deshalb wird auf eine aussichtsreiche Platzierung auf der CDU-Landesliste geschielt – was Herlind Gundelach, Ex-Senatorin für Wissenschaft und Forschung und für ein paar Monate auch noch Senatorin für Finanzen sowie für Stadtentwicklung und Umwelt, 2013 in den Bundestag geholfen hat. Sie taucht im Wahlkreis allerdings längst nicht so häufig wie Hakverdi auf, dürfte nur Eingeweihten bekannt sein. „Wir Harburger haben nur eine Chance auf einen vorderen Listenplatz, wenn wir eine Frau nominieren“, sagt Kreisvize Rainer Bliefenicht. Für den Kreisverband sei das durchaus wichtig, denn ein Platz im Bundestag bringe ihm auch zusätzliches Geld.

