Haftbefehl wegen Totschlags gegen den Messerstecher von der Bremer Straße

Das Opfer Pacal E. gemeinsam mit seiner Freundin. Repro: jojoHarburg - Haftbefehl gegen Messerstecher Matthias A.. Am Donnerstagnachmittag schickte ein Richter den 27-Jährigen in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Totschlag und gefährliche Körperverletzung. Matthias A. hatte

in der Nacht zum Mittwoch an der Bremer Straße Pascal E. (Foto) erstochen und einen 21-Jährigen durch einen Bauchstich verletzt. Mit dem Haftbefehl geht die Justiz offenbar davon aus, dass der 27-Jährige nicht in erheblichem Umfang psychisch gestört ist. Der Messerstecher, der an der Bremer Straße den 22 Jahre alten Pascal E. tötete, hat schon einmal ganz in der Näge einen Menschen niedergestochen. Jetzt kam heraus: Verurteilt wurde er für die Tat, die vor knapp einem Jahr passierte, bislang nicht. Das Verfahren war ausgesetzt worden, um ein Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit einzuholen.

Besondere Trauer herrscht nach der Bluttat im Krankenhaus Harburg. Dort leistete Pascal seinen Zivildienst. Nach der Tat war er dort eingeliefert worden. Er starb unter den Händen seiner ehemaligen Kollegen. "Wir sind hier alle sehr betroffen", sagt eine Krankenschwester. "Pascal war auf vielen Stationen bekannt. Er war oft wie ein Transportpfleger eingesetzt und hatte Patienten in die verschiedenen Abteilungen gebracht."
Die Messerstecherei an der Bremer Straße hatte sich nach der Ackerfete kurz nach Mitternacht ereignet, von der Pascal mit seiner Freundin und mehreren Bekannten gekommen war.  Dort hatten sie ausgelassen gefeiert. Nachdem die Sause vorbei war, machte sich die Gruppe zu Fuß auf den Heimweg. Es war etwa 15 Minuten nach Mitternacht, als in Höhe der Bäckerei Schütt an der Bremer Straße plötzlich ein junger Mann von hinten heran stürmte. Er belästigte die junge Frau. Als ihr Freund Pascal E. dazwischen ging, zog der Täter ein Messer und stach wild um sich. Von der Klinge getroffen, brach der 22-Jährige zusammen. Auch ein 23-Jähriger wurde durch einen Bauchstich verletzt. Der Täter flüchtete. Bekannte des Opfers verfolgten den Messerstecher. Als Matthias A. sie mit dem Messer bedrohte, mussten sie ihn laufen lassen.
Im Rettungswagen kämpften Notärztin und DRK-Sanitäter um das Leben des Opfers. Pascal E., der nach seinem Abitur seinen Zivildienst abgeleistet hatte und eine Lehrstelle antreten wollte. Er kam noch ins Krankenhaus Harburg. Dort erlag er seinen Verletzungen.
Etwa zwei Stunden nach der Tat nahmen Beamte Matthias A. in dessen Dachgeschosswohnung fest. Ein Zeuge hatte den Beamten den eintscheidenden Tipp auf den Mann gegeben. Bei der Polizei ist der 27-Jährige hinreichend bekannt. Wegen weit mehr als einem Dutzend Straftaten wurde gegen ihn ermittelt. Darunter sind acht Körperverletzungen. Auch in eine Messerstecherei soll er schon verwickelt gewesen sein. Bis zum 14. Mai hatte Matthias A. in Haft gesessen. Die Strafe hatte er für Drogendelikte bekommen. Aber auch Sachbeschädigungen und Widerstand wurden ihm in der Vergangenheit vorgeworfen.
Vor einem Jahr, am 29. Juni, hatte Matthias A. etwa 300 Meter entfernt vom jetzigen Tatort in der Bremer Straße einen 19-Jährigen niedergestochen. Weil das Opfer, dass drei Stiche erlitt nicht lebensgefährlich verletzt wurde, wurde Matthias A. von der Staatsanwaltschaft am 17. September wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Eine erste Verhandlung vor dem Amtsgericht in Harburg scheiterte, weil der Angeklagte nicht kam. Konnte er auch nicht, er saß in Haft. Das war allerdings eine sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe, weil er eine Geldstrafe nicht bezahlt hatte. Erst im April kam es zur Verhandlung. Dort benahm sich der Angeklagte so verrückt, dass ein Gutachten über seine Zurechnungsfähigkeit erstellt werden sollte. Für den Prozess bedeutete das, dass dieser zunächst ausgesetzt wurde. So konnte der Messerstecher, der selbst von seiner Familie als psychisch labil bezeichnet wird, weiter in Harburg rumlaufen. Vor allem wenn er getrunken hatte, soll Matthias A. aggressiv geworden sein. Eine Erklärung für seinen "Absturz" hat sein Umfeld auch. Exzessiver Drogenkonsum nach dem Tod seines Vaters, soll ihn psychisch krank gemacht haben. Aus diesem Grund soll der Mann in Behandlung gewesen sein. Deswegen hatte ihn seine Familie zeitweise in die Türkei zurück geschickt.
Jetzt sitzt der Messerstecher in Haft. Die Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen. Dort räumte Matthias A. ein, die Stiche verübt zu haben. Es soll nach seiner Darstellung Notwehr gewesen sein. Dem folgte der Richter nicht. Sechs Mal hatte Matthias A. seinem Opfer das Messer in den Oberkörper gerammt. Zwei der Stiche trafen das Herz von Pascal. Beide Stiche wären tödlich gewesen. zv
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Gegenüber des Tatorts: Freunde und Verwandte haben in Erinnerung an Pascal E. Rosen niedergelegt. Foto: jojo 100623Messer2