Vor Harburger Bordell: Schüsse auf Rotlicht-Größe

090620Schiesserei3Harburg - „Garten Eden, wo Eva sich am Pool räkelt und nach Adam Ausschau hält“. So bezeichnet sich der Saunaclub "Atmos" am Großmoorring. In der Nacht zum Sonnabend hatte es sich vorzeitig ausgeräkelt. Vor der Tür peitschte ein Schuss. Er galt Erdogan A. (38), eine Rotlichtgröße. Der Mann wurde in den Rücken getroffen und schwer verletzt.

 Eine Stunde kämpfte der Notarzt im Rettungswagen um dessen Leben. Dann raste das Fahrzeug mit Blaulicht Richtung Krankenhaus Harburg. Dort wurde der 38-Jährige notoperiert. Sein Zustand sei stabil hieß es. Der Mann liegt aber weiterhin auf der Intensivstation.

Es war kurz vor 2 Uhr, als der Schuss fiel. Kurz darauf wurde der Verletzte entdeckt. Streifenwagen aus ganz Hamburg rasten zum Tatort. Als sie dort eintrafen, war der Täter bereits verschwunden. Niemand will ihn gesehen haben. Auch eine aufwendige Spurensuche am Tatort und die Befragung von Gästen und Personal im „Atmos" brachte die Polizei nicht weiter. Der Hintergrund der Tat, so die offizielle Stellungsnahme der Polizei am Sonnabend, sei nicht bekannt.

In der Rotlichtszene ist das anders. Dort ist Erdogan A. bekannt. Er galt als Handlanger von „Türken Musa“. Der wiederum gilt als Rotlicht-Boss, der sich Mitte der 90er Jahre im Milieu einen Namen machte. Er und seine Truppe wurde „Gangster GmbH“ genannt. Auch Erdogan A. soll zu der Gruppierung gehört haben. 2003 wurde „Türken Musa“ abgeschoben. 2007 kam er zurück. In Hamburg kam es zu Streit mit einer anderen Rotlicht-Gruppierung, der im März vergangenen Jahres in einer wilden Schiesserei am Hammer Deich mündete. Es ging nach Erkenntnissen der Polizei um Geldforderungen.

Erdogan A., so munkelt man in der Szene, hatte zwischenzeitlich die Seiten gewechselt. Er galt zuletzt als Mann, der zu Mitgliedern der Rockergruppierung Hells Angels, zu einer bekannten albanischen Familie und zu einer gefürchteten Milieu-Größe mit dem Namenszusatz „Albaner“ wechselte. Jetzt wird vermutet, dass Erdogan A. deswegen im Umfeld seiner früheren Gruppierung als „Verräter“ galt.

Die Szene-Gerüchte sind bislang nicht belegt. Die Kripo stochert im Dunkel. Man möchte im Milieu offenbar so wenig wie möglich mit den Ordnungshütern zu tun haben. Schon in der Nacht hatte es erschreckend wenig echte Aussagebereitschaft gegenüber der Polizei gegeben. Die Ermittlungen dürften länger dauern und ein Fall der Abteilung gegen Organisierte Kriminalität werden. (zv)

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