Zu asozial und zu teuer - Studenten haben "keinen Bock" auf Harburg

HarburgUebersichtHarburg – Zu teuer und zu asozial. Das sind die Gründe, warum die TU-Studenten nicht oder nur ungern in Harburg wohnen. Das ist das erschreckende Ergebnis einer Umfrage der TU, an dem sich mehr als zehn Prozent der 5000 Studenten

beteiligt haben. Dabei würden über 88 Prozent der Studenten ein Wohnort nahe der Uni bevorzugen. Davon ist man ganz weit entfernt. Tatsächlich wohnt gerade mal ein Drittel der TU-Studenten im südlichen Bereich Hamburgs.
Während sich Harburger Bezirkspolitiker Sorgen darüber machen, wie Säufer und Krawallmacher ungehindert auf Feste kommen oder möglichst gut umsorgt den Rathausplatz in Beschlag behalten können, kehrt eine andere Gruppe genau wegen diesen Problemgruppen den Rücken. Harburg wird als „hässliche Wohngegend mit schlechtem sozialen Umfeld“ wahrgenommen. Doch selbst wer das als Student in Kauf nimmt, findet erst nach durchschnittlich mehrmonatigem Suchen eine Wohnung. Liegt sie in der Preiskategorie der Studenten, die bereits sind etwa über 300 Euro im Monat für Wohnen auszugeben, stehen sie in der Regel in einer langen Schlage von Mitbewerbern, von denen die Masse Sozialhilfeempfänger sind. Die werden, weiß TU-Sprecherin Jutta Katharina Werner, von den Vermietern gern genommen, weil das Amt als solventer Zahler für die Miete aufkommt. Geförderte Studentenwohnungen gibt es nicht. In diesem Punkt lebt der Senat seinen Schwerpunkt auf die Veddel, wo die Studenten billig ins SAGA-Wohnungen unterkommen, während für die zahlreichen SAGA-Wohnungen im Bedarfsbereich Harburg solche Förderungen nicht vorgesehen sind.

Die Studentenwohnheime, vor allem das im Viertel um den Rieckhof, sind unbeliebt. Ein Student bringt es auf den Punkt. „Hoher Anteil an Einwohnern aus unteren sozialen Schichten, häufig ausländischer Herkunft. Dadurch wenig nachbarschaftliche Strukturen. Es gibt wenig Nachbarschaftshilfe, dafür viele pubertierende Jugendliche mit wenig Respekt und schlechten Manieren auf der Straße, von denen man abends angepöbelt wird. Wenig niveauvolle Freizeitangebote, unzuverlässige ÖPNV-Anbindung an die Innenstadt, heruntergekommenes Gesamtbild“, so die Aussage eines Befragten. So finden knapp 69 Prozent der Studenten dass in Harburg das Wohnumfeld schlecht ist. 72 Prozent sagen, dass das Wohnungsangebot weder ausreichend noch attraktiv ist. Das kulturelle Angebot wird von 67 Prozent der Studenten als „schlecht“ oder sogar „sehr schlecht“ empfunden. 59 Prozent stufen das allgemeine Freizeitangebot als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ ein. Lediglich die Gastronomie schneidet mit 62 Prozent als „gut“ oder „sehr gut“ weit überdurchschnittlich ab.

Gern einkaufen gehen die Studenten im Phoenix-Center (67,05 Prozent). Auch die Arcaden finden noch 44,06 so attraktiv, dass sie die regelmäßig nutzen. Fast gleichauf liegt das Marktkauf Center mit 41,38 Prozent. In die Lüneburger Straße gehen nur 26,44 Prozent der Studenten regelmäßig. Sie sind genervt von Ramschläden. Das Umfeld wird als wenig attraktiv empfunden. Der Wochenmarkt spielt bei den Studenten kaum eine Rolle. Gerade mal 20 Prozent nutzen ihn.

Als potenziell attraktiv empfinden die Studenten als Wohnort Eißendorf und Heimfeld, aber auch die Harburger Innenstadt. Bemängelt werden die schlechten Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr. Potenzial als Wohnort sehen die Studenten aber auch in Gegenden, wie dem Binnenhafen. Wenig Interesse ist am Phoenix-Viertel. "Wir wissen, dass die Uninähe immer wichtiger wird, tatsächlich aber das Milieu in Harburg und auch die vergleichsweise hohen Mietpreise viele von einem Umzug abhalten", sagt Jonathan Barth, Vorsitzender des AStA.

„Es sind Ergebnisse, die bei uns kaum jemanden überrascht haben“, sagt Werner. Die Botschaft ist aber klar. Die Studenten würden gern in Harburg wohnen. Am liebsten in Zweierwohngemeinschaften. "Das erstaunlich große Echo auf diese Umfrage sowie das als Summe vieler Einzelmeinungen gebündelte Ergebnis kann ein wegwiesender Faktor für die Planung studentischen Wohnraums südlich der Elbe sein", sagt der Vizepräsident für die Lehre, Prof. Garabed Antranikian. Jetzt ist Harburg am Zug. zv