Lauchzwiebel
Selbst Gemüse, hier Lauchzwiebeln, kann man im Abo beziehen. Foto: André Zand-Vakili

Abo- und Pay-Angebote auf dem Vormarsch

Ratgeber - Auch in Deutschland geht der Trend in Richtung Mieten, statt Kaufen. Was vor einigen Jahrzehnten vielleicht für Autos oder Immobilien galt, weitet sich auf immer mehr Bereiche des Lebens aus. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch die Maßnahmen, die im Zuge der Corona-Krise eingeleitet wurden.

Mittlerweile erstrecken sich Abomodelle auf zahlreiche Bereiche, von Mobilität über Konsumgüter bis hin zu Medienangeboten. Wie kam es zu dieser Entwicklung und was sollten Verbraucher allgemein in diesem Zusammenhang beachten?

Verändertes Verbraucherverhalten im digitalen Zeitalter
Möglich wurden viele PayAngebote und Abo-Modelle erst durch die flächendeckende Verbreitung von schnellem Internet. Im digitalen Zeitalter entdeckten immer mehr Unternehmen die lukrativen Möglichkeiten, die sich durch Abonnements ergeben. Auch das Verbraucherverhalten hat sich im Gegensatz zu noch vor wenigen Jahrzehnten enorm gewandelt. Während früher vor allem die Ausgereiftheit und Langlebigkeit von Produkten und Gütern im Vordergrund standen, ist Verbrauchern heute zunehmend Einfachheit und Bequemlichkeit Grund für einen Kauf – oder eben für das Abschließen eines Abonnements. Ein paar Statistiken aus einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Harris Group unter 13.000 Erwachsenen in 12 Ländern:

⁃ Etwa ein Viertel der Umfrageteilnehmer glaubt, dass Menschen zukünftig mehr Services als Abonnement in Anspruch nehmen werden und weniger Produkte besitzen werden.

⁃ Mehr als 70 % der Umfrageteilnehmer nutzen bereits Dienste im Abonnement. ⁃ Über 70 % der Befragten glauben, dass Abo-Modelle für Produkte und Dienstleistern von der Last des Eigentums befreit.

⁃ Mehr als 50 % der Umfrageteilnehmer wünscht sich weniger unnütze Sachen zu besitzen.

Letztlich muss jeder selbst wissen, welche Angebote er wahrnimmt. Dennoch sollte man keinesfalls leichtsinnig mit dem Abschluss eines Abonnements umgehen. Während es früher meist üblich war, sich vor dem Kauf eines bestimmten Produkts genau über dieses zu informieren, verleitet die Möglichkeit, mit nur einem Klick schnell ein Angebot wahrzunehmen, zu voreiligen Entschlüssen. Im schlimmsten Fall ist man dann in eine Abo-Falle geraten und muss die verbleibende Vertragslaufzeit voll bezahlen, auch wenn einen das Angebot nicht überzeugt. Der beste Tipp, um solche Enttäuschungen von vornherein zu vermeiden, ist das unverbindliche Testen des jeweiligen Angebots.

Testen vor Mieten
Eins steht fest: mit einem Abonnement bindet sich der Kunde an das entsprechende Unternehmen. Daher ist es in jedem Fall zu empfehlen, die jeweiligen Angebote im Vorfeld zu testen, sofern dies möglich ist. Nicht immer stimmen die vollmundigen Werbeversprechen mit der Realität überein und nicht selten fühlen sich Verbraucher von bestimmten Anbietern getäuscht. Vielleicht merkt man während der Testphase auch, dass einem das Angebot nicht so zusagt, wie im ersten Augenblick erhofft.

Verbraucher- bzw. Preisportale wie beispielsweise gratismonat.de oder auch kostenlos-testen.de sind eine gute Anlaufstelle für Konsumenten, die sich über die Möglichkeit der Inanspruchnahme einer kostenlosen Testphase zu informieren wollen. Das macht vor allem dann Sinn, wenn es sich bei den jeweiligen Angeboten um solche handelt, welche von unterschiedlichen Unternehmen offeriert werden. Ein Beispiel dafür sind etwa Streaming-Dienste. Hier gilt es, sich ganz genau darüber zu informieren, welche Programme jeweils angeboten werden.

Unternehmen werden immer kreativer, was Abo-Modelle betrifft
Allgemein lässt sich beobachten, dass Abo-Modelle und PayAngebote sich auf immer mehr Bereiche ausweiten. Vor allem die Generation Y (welche im Zeitraum zwischen den frühen 1980er und späten 1990 Jahre geboren wurde), setzt zunehmend auf flexible Abo-Modelle in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Wer auf solche Angebote setzt, macht dies meist im Monatsrhythmus, Filme, Musik, digitale Zeitschriften, Games, Socken oder Pflegeprodukte – Unternehmen werden in Bezug auf Abonnements immer kreativer.

Schon jetzt gibt es beispielsweise Abonnements für Lebensmittel, die für einen pauschalen monatlichen Betrag nach Hause geliefert werden. An sich ist nichts gegen diese Entwicklung einzuwenden, die Frage ist nur, wie lange sich klassische Kaufangebote noch halten können und ob diese Art Produkte oder Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen die Gesellschaft langfristig verändern könnte. Unterm Strich ergeben sich aus den vielfältigen Möglichkeiten, Produkte und Dienstleistungen auch als Abonnement in Anspruch zu nehmen, Vor- und Nachteile, die es alle zu berücksichtigen gilt. Wie sehr das Thema derzeit im Trend ist, zeigt sich auch dadurch, dass es bei gängigen Onlineshopsystemen wie etwa Shopify bereits möglich ist, spezielle Abo-Systeme zu integrieren.

Fazit
Man kann davon ausgehen, dass sich der Trend zu Abo-Modellen in Zukunft weiter fortsetzen und sich auf zunehmend mehr Bereiche ausweitet. Dabei geht es nicht allein um die Möglichkeit, Abos in Anspruch zu nehmen, sondern vielmehr um die Frage, wie lange es noch möglich ist, Dinge käuflich zu erwerben. Dienstleistungen sind ohnehin immer schon kein Eigentum, sondern eine Leistung gewesen, die man in Anspruch genommen hat.

Vielleicht findet in einer nahen Zukunft das klassische Kaufen ein Ende und die Menschen werden nichts mehr wirklich besitzen, aber trotzdem glücklich sein. Ob diese Entwicklung tatsächlich eintritt, bleibt abzuwarten. Noch ist in der Europäischen Menschenrechtskonvention festgehalten, dass alle Menschen das Recht haben, „Eigentum zu besitzen, das rechtmäßig ihnen gehört“