Ratgeber - Es gibt diese Momente, in denen alles ganz schnell gehen muss. Im Supermarkt piept das Kartenterminal, in der Hosentasche sucht man vergeblich nach einem Schein und während sich hinter einem schon der erste ungeduldige Blick bildet, stellt sich plötzlich die Frage, wie lange das gute alte Bargeld überhaupt noch durchhält.
Gleichzeitig stehen an anderen Orten Menschen mit einem Apfel in der einen und dem Smartphone in der anderen Hand an der Kasse, zücken kurz ihr Display und sind schon wieder draußen, bevor das Wechselgeld klappern könnte. Zwischen der Liebe zum greifbaren Geld und der Begeisterung für digitales Zahlen hat sich ein leiser, aber spürbarer Kulturkampf eingeschlichen, der viel über das heutige Lebensgefühl erzählt.
Welche Zahlungsmethoden haben aktuell die Nase vorn?
Deutschland galt lange als Bastion der Barzahler, doch wer in den letzten Monaten durch größere Städte spaziert ist, dürfte bemerkt haben, dass das Bild sich zunehmend verändert. Die Kartenzahlung hat sich mit Nachdruck in den Alltag geschoben und dominiert mittlerweile die Statistik. Besonders beliebt ist kontaktloses Bezahlen mit der Girocard, das meist schneller geht als der Griff zur Münze. Sogar Kreditkarten, die traditionell eher skeptisch beäugt wurden, feiern im Einzelhandel kleine Comebacks.
Bargeld hingegen zeigt sich zählebig, vor allem beim schnellen Einkauf zwischendurch. Ob beim Bäcker, am Kiosk oder an der Trinkhalle, viele greifen aus Gewohnheit oder schlicht aus Pragmatismus lieber zum Schein. Allerdings rücken zunehmend digitale Alternativen nach, etwa Zahlungen per Handy oder Smartwatch, wobei deren Verbreitung aktuell noch Luft nach oben lässt.
Besonders spannend wird es, wenn man auf die technische Infrastruktur schaut. Immer mehr Händler setzen auf moderne Kassensysteme mit NFC-Terminals. Selbst Parkuhren, Fahrscheinautomaten und Imbissbuden bieten inzwischen Kartenzahlung an, dennoch gibt es sie noch, die kleinen Läden mit „Nur Barzahlung“-Schild.
Digital zahlen – schnell und bequem, doch mit gewissen Haken
Kaum jemand wird ernsthaft bestreiten, dass digitale Zahlmethoden praktisch sind. Es gibt kein Klimpergeld, kein Rechnen mit Wechselgeld und keine ewige Suche nach der passenden Münze. Ein kurzer Tap mit der Karte oder dem Handy genügt, schon ist der Kaffee bezahlt. Gerade in der Pandemie hat diese kontaktlose Eleganz viele überzeugt.
Beim Bezahlen im Internet kommen sowieso nur die digitalen Methoden in Frage, so kann man in Bezug auf Gaming und Gambling reales Geld ein- und auszahlen und dazu viele verschiedene Möglichkeiten nutzen. Doch wer genau hinsieht, entdeckt Risse im glatten Bild. Das Bezahlverhalten verändert sich mit der Methode.
Untersuchungen zeigen, dass Menschen tendenziell mehr ausgeben, wenn sie digital zahlen. Die Distanz zum Geld steigt, die Hemmschwelle sinkt. Der Einkauf wird zur reibungslosen Klickbewegung, die kaum mehr spürbar ist.
Hinzu kommt die Frage nach den Spuren, die dabei entstehen, denn jede Zahlung erzeugt Daten, und Daten haben einen Preis. Ob für Werbekonzerne, Banken oder Dienstleister, das Wissen über Kaufverhalten lässt sich gut nutzen. Digitale Zahlungen zeigen auf, wie Menschen denken, fühlen oder was sie brauchen und diese Informationen verschwinden nicht einfach.
Was Menschen am Knistern in der Tasche wirklich schätzen
Es ist nicht nur ein praktisches Mittel zum Zweck, sondern auch ein Stück Identität. Bargeld ruft ein Gefühl hervor, das sich mit Zahlen auf einem Display nicht erzeugen lässt. Wer einen Zehner aus dem Portemonnaie zieht, spürt, was da den Besitzer wechselt. Es ist greifbar, konkret und ehrlich. Kein Ladebalken, keine Internetverbindung, keine Fehlermeldung.
Für viele bleibt Bargeld ein Garant für Übersichtlichkeit. Was weg ist, ist weg – ganz ohne abstrakte Kontoauszüge oder kryptische Transaktionslisten. Es hilft dabei, das Budget zu zügeln, bevor es ausufert. Vor allem für ältere Menschen ist das wichtig, die mit digitalen Systemen oft weniger vertraut sind.
Aber es geht nicht allein um Technikverständnis, denn Bargeld hat auch soziale Funktionen. Kinder bekommen es als Taschengeld, Menschen auf der Straße bitten darum, Trinkgeld wird damit gegeben und bei Spenden landet es oft im Hut.
Zudem schützt Bargeld vor digitaler Nachverfolgung, algorithmischen Auswertungen und der Unsicherheit, wessen Hände das eigene Kaufverhalten irgendwann erreichen könnten. Für einige ist Bargeld sogar ein Symbol des Widerstands gegen die totale Durchdigitalisierung, gegen Kontrollverlust und gegen das Gefühl, ausgeliefert zu sein.
Wunsch und Wirklichkeit – so digital ist Hamburg wirklich!
Ein Blick nach Hamburg zeigt ein Stadtbild im Umbruch. In den Bussen des HVV ist Barzahlung passé. Wer mitfahren will, braucht digitale Tickets oder entsprechende Karten. Was effizient klingt, sorgt zugleich für Stirnrunzeln, denn nicht jede Alltagssituation ist so digital, wie es die Verkehrsbetriebe voraussetzen.
In den Szenevierteln der Stadt ist bargeldloses Zahlen inzwischen selbstverständlich. In veganen Cafés, Second-Hand-Läden oder Pop-up-Galerien wird überall mit Karte gewedelt oder das Handy über Scanner gehalten, doch nur wenige Ecken weiter kleben Aufkleber mit „Nur Bares ist Wahres“ in den Schaufenstern. Dort läuft noch alles wie vor zwanzig Jahren.
Wer gewinnt und wer bleibt zurück, wenn Bargeld verschwindet?
Die Vorteile bargeldloser Systeme leuchten ein, doch sie werfen eine entscheidende Frage auf, was mit den Menschen geschieht, die nicht mithalten können? Nicht jeder besitzt ein Smartphone oder ein Bankkonto und nicht jede Person hat die Mittel oder Fähigkeiten, sich mit digitalen Zahlungssystemen zu arrangieren.
Ältere Menschen sind von der Umstellung oft überfordert. Obdachlose werden durch die Abschaffung von Bargeld aus der alltäglichen Teilhabe gedrängt. Menschen mit wenig Einkommen verlieren zunehmend den Zugang zu Dienstleistungen, die ohne digitale Zahlungsmittel nicht mehr erreichbar sind.
Wenn selbst Busfahren ohne App unmöglich wird, bricht ein Stück Selbstverständlichkeit weg. Auch für Touristen aus Ländern mit hoher Bargeldnutzung wird der Aufenthalt komplizierter. Es entsteht eine Schieflage und das nicht finanziell, sondern gesellschaftlich.
Hinzu kommt das Misstrauen gegenüber der vollständigen Nachverfolgbarkeit. Jeder Einkauf, jede Buchung, jeder Schritt lässt sich speichern. Während Technikbegeisterte darin kaum ein Problem sehen, schlagen bei anderen die Alarmglocken. Wer ständig Daten produziert, verliert ein Stück Autonomie. Zahlungsanbieter gewinnen durch diesen Wandel an Einfluss. Einige wenige große Unternehmen kontrollieren mittlerweile gewaltige Summen und Ströme.
Ein Blick in die Zukunft ohne nostalgischen Filter
Die Richtung ist klar, das Bezahlverhalten wird digitaler. Immer mehr Menschen gewöhnen sich an Apps, Karten und digitale Services. Bargeld verschwindet nicht über Nacht, doch es zieht sich zurück. Vielleicht nicht aus allen Portemonnaies, aber aus immer mehr Alltagssituationen. Wahrscheinlicher als ein völliger Umbruch ist ein Nebeneinander.
Ein hybrides System, in dem bar und digital gleichberechtigt existieren. Die Frage bleibt nur, wie fair dieser Wandel gestaltet wird und ob alle die Möglichkeit bekommen, mitzuhalten, denn am Ende geht es nicht allein darum, wie etwas bezahlt wird, sondern auch darum, ob Menschen in der Lage sind, Teil dieses Systems zu bleiben.
