- Seit 2021 ist der digitale Glücksspielmarkt in Deutschland reguliert. Verantwortlich für die Vergabe von Lizenzen und die Kontrolle der Anbieter ist die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL). Rechtliche Grundlage ist der Glücksspielstaatsvertrag, der seit dem 1. Juli 2021 in Kraft ist. Für 2026 steht die erste Evaluierung an, 2028 wird es dann eine neue Fassung geben.
Problematischer Schwarzmarktanteil durch Glücksspielstaatsvertrag nicht eingedämmt
Wer Spaß am Glücksspiel hat, hält den Markt im Blick und möchte wissen, welche neuen Anbieter es gibt und wo die besten Boni zur Verfügung stehen. Experten aus Wirtschaft, Politik und von Automatenverbänden interessieren sich für andere Fakten. Hier geht es vor allem darum, den Erfolg des Glücksspielstaatsvertrags zu beziffern und herauszufinden, ob manche Maßnahmen vielleicht nachjustiert werden müssen.
2023 schockte eine Studie aus Leipzig mit Zahlen, die sich die GGL anders erhofft hätte. Rund 50 Prozent sollte der Schwarzmarktanteil laut der Studienführer betragen, viel zu hoch, wenn es nach Experten geht. Auf einer Branchenkonferenz in Barcelona sahen die Zahlen noch deutlich dramatischer aus. Dirk Quermann (DOCV-Präsident) geht nach eigenen Angaben davon aus, dass bis zu 80 Prozent aller Umsätze auf dem Schwarzmarkt generiert werden.
Bestätigen Steuereinbußen den Schwarzmarkt?
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden veröffentlicht regelmäßig Zahlen, darunter auch die generierten Steuereinnahmen aus Glücksspielen. Ein Blick darauf verrät Bewegung. Während die Einnahmen durch Lotterien ein Plus von 5,8 % verzeichnen konnten, geht es für Automatenspiele im Internet aktuell nach unten. Verglichen mit 2022 verloren virtuelle Spielautomaten im Jahr 2023 Steuerumsätze in Höhe von 38,5 %. Ein Warnschuss für die GGL, denn dieser drastische Rückgang könnte ein Zeichen dafür sein, dass Spieler sich außerhalb Deutschlands orientieren.
Auch Online-Poker musste Einbußen hinnehmen, hier sanken die steuerlichen Einnahmen um 7,5 %. Sportwetten landeten knapp darunter, 5,2 % weniger Einnahmen konnten 2023 generiert werden.
Was lockt Nutzer auf den Schwarzmarkt?
Man möchte glauben, dass ein regulierter Glücksspielmarkt nicht nur die Wirtschaft ankurbelt, sondern auch das Interesse an illegalen und in Deutschland sogar verbotenen Angeboten einschränkt. Trotzdem vermuten einige Marktbeobachter, dass die in Deutschland gängigen Regulierungsmaßnahmen den Schwarzmarkt indirekt fördern. Konkret lässt sich das Problem auf einige wenige Maßnahmen beziffern.
Online Casinos sind in Deutschland verboten
Ein Kritikpunkt ist das generalisierte Verbot von Casino-Spielen. Das einzige Schlupfloch für die Bundesländer ist eine Regulierung auf Landesebene. Den Weg sind Schleswig-Holstein, Bayern und Baden-Württemberg bereits gegangen, Hessen wird in Kürze nachziehen. Aber wie sinnvoll ist das, wenn Teile der deutschen Spieler Online Casinos nutzen können, andere Teile nicht? Schon seit einiger Zeit werden Stimmen laut, die die GGL zu einer Aufweichung des Verbots bewegen wollen. Es dürfte spannend werden, ob darüber bei der Evaluierung 2026 gesprochen wird.
Glücksspielsteuern in Deutschland sind hoch
Glücksspielbetreiber mit GGL-Lizenz zahlen nicht wie in allen anderen EU-Ländern (mit Ausnahme von Polen) einen festen Steuersatz auf die Bruttoumsätze, sondern auf die getätigten Einsätze. Das ist ein Risiko, denn gewinnt ein Spieler mit seinem Einsatz hoch, muss der Einsatzbetrag trotzdem versteuert werden. Die Spielothek macht in diesem Fall aber keinen Gewinn.
Der Umstand führte dazu, dass die Auszahlungsquoten von Online-Spielotheken in Deutschland gesenkt werden mussten. Ausländische Anbieter, die beispielsweise in Malta steuerpflichtig sind, haben mehr finanziellen Spielraum. Sie müssen ihre Bruttospielerträge versteuern und nicht die Einsätze. Dadurch können sie bessere Auszahlungsquoten anbieten und nutzen den Umstand, um gezielt deutsche Spieler abzuwerben.
Online-Glücksspiele in Europa eigentlich auf dem Vormarsch
Wenden wir den Blick einmal weg vom deutschen Markt und fokussieren uns stattdessen auf ganz Europa, zeigt sich eine klare Tendenz. 2024 stiegen die Bruttoerträge des gesamten EU-Glücksspielmarkts um insgesamt fünf Prozent an. Besonderes Wachstum verzeichnete Online-Glücksspiel, hier wuchsen die Zahlen auf 40 % für das Jahr 2024. Prognosen gehen davon aus, dass sich auch für 2025 weiteres Wachstum abzeichnen wird.
Deutschlands Glücksspielmarkt befindet sich hinsichtlich der Größe auf dem vierten Platz im Europa-Vergleich. Rund 17,7 Milliarden Euro Einnahmen generiert Deutschland jedes Jahr. Spitzenreiter Europas ist das Vereinigte Königreich mit Einnahmen in Höhe von 30,8 Milliarden Euro (2023). Die Plätze zwei und drei gehen an Italien und Frankreich.
Generell zeigt sich im Marktbericht der European Gaming and Betting Association (EGBA) eine klare Tendenz für Online-Glücksspiele, aber auch weiteres Interesse an landbasierten Angeboten.
Wer spielt in Deutschland und wie oft?
Die meisten Daten zu deutschen Spielern liegen nur anonymisiert vor. Ein guter Einblick gelingt mit Blick auf das Spielersperrsystem OASIS, das vom Regierungspräsidium Darmstadt geführt und überwacht wird. Wer in Deutschland an legalen Glücksspielen teilnehmen möchte, erklärt sich automatisch mit einer Abfrage bei OASIS einverstanden. Diese Abfrage dient dazu, gesperrte Spieler bei allen Anbietern auszuschließen.
Auch hier gibt es einige spannende Zahlen, die die Bewegung auf dem Glücksspielmarkt unter Beweis stellen:
- Gesperrt waren bei OASIS zum Jahresbeginn 2025 307.000 Menschen.
- Registriert waren zum gleichen Zeitpunkt 8.700 Veranstalter.
- Es erfolgen monatlich rund 425 Millionen Anfragen zu Spielersperren.
- Insgesamt wurden 2024 rund fünf Milliarden Abfragen getätigt.
Aus den Zahlen geht nicht hervor, wie viele Abfragen durch Spielbanken, Spielotheken oder Wettvermittlungsstellen getätigt wurden, denn nicht nur beim Besuch einer Online-Spielothek wird der Spielerstatus abgefragt, sondern auch beim Betreten einer landbasierten Spielbank.
Der Markt ist dynamisch und wird sich vermutlich weiter ändern
Im Hinblick auf eine anstehende Evaluierung und eine Neufassung des Glücksspielstaatsvertrags im Jahr 2028, müssen Experten noch mit einigen Veränderungen rechnen. Interessant dürfte die Fragestellung sein, welche Kritikpunkte man bei der GGL anerkennt, akzeptiert und folglich optimiert. Auch potenzielle Veränderungen der Spieleinnahmen durch die Bereitstellung von Casino-Spielen in Schleswig-Holstein, Bayern und Baden-Württemberg dürfte man sich behördlicherseits genauer anschauen.
Wenn sich hier abzeichnet, dass die Umsätze steigen, könnte das generalisierte Verbot tatsächlich ein Haupttreiber des Schwarzmarkts sein. Wie die GGL dann reagiert, wird sich spätestens 2028 zeigen. Bis dahin gehen Berechnungen davon aus, dass zumindest europaweit mit gesteigerten Einnahmen zu rechnen ist.