Medizintechnisches Design: Schlüssel zu mehr Sicherheit und Nutzfreundlichkeit?
Foto: André Zand-Vakili

Medizintechnisches Design: Schlüssel zu mehr Sicherheit und Nutzfreundlichkeit?

Ratgeber - Medizintechnisches Design müsse einer neuen Aufgabe gerecht werden: die Benutzerfreundlichkeit und die Sicherheit von medizinischem Equipment deutlich zu erhöhen. So forderte es ein Branchenexperte einen Tag vor Weihnachten 2022 auf einem bekannten US-Fachportal. Er warf dabei eine Frage auf, die auch in Deutschland viele Betriebe aus dem Segment beschäftigen: Wie müssen medizinische Geräte gestaltet sein, damit die Menschen sie korrekt mittel- und langfristig nutzen?

Was ist medizintechnisches Design genau?

Um diese Frage beantworten zu können, muss erst verdeutlicht werden, was genau gemeint ist und welche Problemkreise berührt werden. Medizintechnisches Design (oft auch: Medical Design) ist die Bezeichnung für die angemessene Gestaltung medizinischer Geräte, Software, Hilfsmittel und Prozesse. Ziel ist dabei die optimale Bedienbarkeit der Produkte. Medical Design meint deshalb auch, dass jeder Prozess der Gestaltung die Gebrauchstauglichkeit der jeweiligen Lösung widerspiegeln muss. Diese Anforderung befindet sich in der für Medizinprodukte maßgeblichen Norm DIN EN 62366. Die Gesetzgeber rund um den Globus haben diesen Aspekt ebenfalls in ihren Vorschriften für die Zulassung von Medizinprodukten herausgehoben.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Hinweis, was Bedienbarkeit genau meint. Das medizintechnische Design muss so gewählt sein, dass alle Lösungen möglichst intuitiv zu bedienen sind. Dies gilt insbesondere für Produkte mit Patientenkontakt, aber auch für Geräte, etc., die von Fachpersonal genutzt werden. Zeit ist in der Medizin schließlich ein Faktor, der über Leben und Tod entscheiden kann. Bedienbarkeit schließt dabei allerdings nicht Aspekte wie Komfort ein.

Das resultierende Problem

Dadurch, dass Medical Design die Einfachheit der Nutzung erreichen muss, aber ansonsten nicht gebunden ist, entstehen gewisse Probleme. In den USA nehmen beispielsweise bis zu 83 Prozent der Personen, die unter Schlafapnoe leiden, die ihnen verschriebenen Geräte mitten in der Nacht heraus. Sie sind zu unbequem. Aus dem gleichen Grund lehnen 80 Prozent der US-Bevölkerung zwischen 55 und 74 die Nutzung eines Hörgeräts ab, die eigentlich davon profitieren würden. Vereinfacht gesagt: Obwohl der Gebrauch einfach ist, ist er unangenehm. Viele Menschen nutzen die ihnen verschriebenen Hilfsmittel deshalb überhaupt nicht oder in einer unzureichenden Weise.

Forderung: die wichtigsten Faktoren für ein benutzerfreundliches und sicheres medizintechnisches Design

Dies führt zum Ausgangsaufruf zurück, der Forderungen für ein wahrhaft benutzerfreundliches und sicheres Design darlegt:

- Der "menschliche Kontext" muss zu einer Priorität bei der Gestaltung werden. Dies schließt eine angemessene Ästhetik eindeutig ein. Der Aufruf spricht von einem "Engagement zuerst"-Denken.
- Designer sollten deshalb die Nutzer nicht mehr als Patienten, sondern als Menschen wahrnehmen.
- Das Konzept der "Gamifaction" könnte den Spaß an der Nutzung zahlreicher Lösungen erhöhen und die Nutzerfreundlichkeit auf diese Weise erhöhen. Diesbezüglich erinnert der Aufruf an Wearables wie Smartwatches, die inzwischen über viele medizinische Funktionen verfügen und eine hohe Popularität genießen, weil sie beispielsweise Atemübungen zu einem Spiel machen.
- Erkenntnisse aus den Verhaltenswissenschaften würden generell noch ignoriert, sollten aber ebenfalls in die Gestaltung einfließen.

Können Label die Probleme lösen?

Es existierten allerdings zwei weitere Probleme, die selbst die vorgeschlagenen Änderungen nicht allein lösen könnten, so der Aufruf weiter. Erstens müssten medizinische Geräte Daten sammeln. Dies liegt in ihrer Natur. Diese Informationen seien aber auch notwendig, um Designs zu verbessern. Viele Nutzer seien diesbezüglich jedoch skeptisch. Zweitens sei oft nicht klar, welche Geräte eigentlich für wen geeignet seien. Längst nicht alle Medizinprodukte kämen schließlich direkt vom Arzt. In den USA werden diesbezüglich in Programmen [url=https://innovate4kids.org]Label getestet, die beispielsweise zeigen, dass Geräte speziell für Kinder geeignet sind[/url]. Denkbar ist zusätzlich auch, Datenschutzhinweise aufzudrucken.

Fazit: Medizintechnisches Design ist ein unterschätzter Faktor

Diese Darstellungen zeigen, dass Medical Design bislang ein unterschätzter Faktor ist. Bedauerlicherweise gilt dies auch für die Seite der Hersteller. Es gilt ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass einfache Bedienbarkeit nur einer von mehreren Aspekten sein kann, der eine wirklich gelungene medizintechnische Gestaltung auszeichnet.