Stadt: Flächen am Wohnschiffstandort nicht vermarktbar

150108UnvermietbarHarburg – Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) hat seinen Harburger Parteifreunden den Wahlkampf nicht gerade erleichtert. Die Entscheidung, mindestens

200 Flüchtlinge auf einem Wohnschiff im Harburger Binnenhafen unterzubringen, war von Anfang an umstritten. Jetzt ist die Vermutung, dieser Standort könnte auch Investoren abschrecken, amtlich bestätigt worden. Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen hat nämlich die Ausschreibung für das „Baufeld 3b“ vis-à-vis von der „Transit“ auf der Schlossinsel gestoppt. Begründung: Dieser Standort sei in den nächsten Jahren nicht zu vermarkten. Das hat Harburgs Baudezernent Jörg Penner in der Begleitgruppe zur Binnenhafenentwicklung mitgeteilt. Auf dem Areal, auf dem während der Abschlusspräsentation der IBA die Info-Container standen, sollten eigentlich Bürogebäude entstehen.

Damit ist klar: Argumente, die anderswo in Hamburg dazu geführt haben, Standorte nicht in die engere Wahl zu nehmen, sind für Harburg unter den Tisch gefallen. Und es gibt zurzeit auch wenig Hoffnung, dass die „Transit“ in Kürze noch an einen anderen Ankerplatz verbracht wird. Penner: „Das Schiff ist in Rotterdam so umgebaut worden, dass es eigentlich nur noch im Binnenhafen liegen kann.“ Es sei nicht mehr tauglich für Eisgang, außerdem könne es auch nicht in den Billehafen gebracht werden, weil die Aufbauten jetzt zu hoch sein.

Das Bezirksamt hatte deshalb sechs Alternativstandorte im Binnenhafen untersucht, drei seien unter anderem wegen der Lage im Gefahrenbereich von Betreiben sofort ausgeschieden. Aber auch bei den restlichen drei Standorte gebe es nahezu unüberwindbare Hindernisse. Am Treidelweg hinter dem Handelshof müssten erst eine ganze Reihe von Liegeplätzen gekündigt werden, außerdem habe der Handelshof Sicherheitsbedenken angemeldet. Der Platz hinter der Staatswerft im nördlichen Binnenhafen sei durchaus geeignet, die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority, auf deren Empfehlung der jetzige Standort am Kanalplatz zürückgeht, hat aber ihr Veto eingelegt. Sie will dort kein Wohnschiff.

Schließlich der Standort Ziegelwiesenkanal: Wie berichtet könnte das Wohnschiff entgegen früheren Behauptungen durchaus „um die Ecke“ vom Lotsekanal bugsiert werden. Für die Flüchtlinge – und vor allem für die Kinder – sei dieser Standort aber völlig ungeeignet.

Damit sind die Überlegungen allerdings noch nicht beendet. Eine Reihe von Binnenhafen-Investoren waren in Begleitung der Bezirksamts-Führungscrew bei Staatsrat Jan Pörksen, um ihre Hilfe bei der Einrichtung von besseren Standorten an Land anzubieten, vor allem als Alternative zu einem zweiten Wohnschiff. Pörksen soll Wohlwollen signalisiert haben, habe allerdings zur Bedingung gemacht, dass der Bezirk diese Standorte auf ihre Eignung untersuchen soll. Das ist inzwischen geschehen.

Zwölf Standorte sind ausfindig gemacht worden, sechs sind in die engere Wahl gekommen: das ehemalige Bauhof-Grundstück an der Ecke Kanalplatz/Blohmstraße. Dort sollte eigentlich ein Parkhaus für das Aviation-Center entstehen. Da dieses Projekt vorerst auf Eis gelegt worden ist, wäre das Grundstück frei. Einen Steinwurf in östliche Richtung entfernt, im Eck von  Ecke Harburger Schloßstraße und Kanalplatz, direkt hinten den „Channel-Bauten“ liegt ein Grundstück, das von der Wissenschaftsbehörde verwaltet wird. Noch weiter östlich im Bereich „Harburger Brücken“ hat das Bezirksamt zwei weitere Flächen entdeckt: Eine liegt in einer Baulücke zwischen Parkhaus und der neuen Theodor-York-Straße, die andere neben dem B&B-Hotel. Dabei handelt es sich um eine Reservefläche für die geplante, aber noch lange nicht finanzierte Landschaftsbrücke. Schließlich könnten die Wohncontainer noch im Gewebegebiet im nördlichen Teil der Hannoverschen Straße kurz vor der Brücke des 17. Juni und an der Ecke Seevestraße/Hannoversche Straße untergebracht werden.

Und nun? „Mal sehen“, sagt Penner. Völlig offen, ob diese Standorte die „Transit“ ersetzen könnten. Eher wohl nicht, denn die Behörde von Senator Scheele hat gerade deutlich gemacht, dass in Kürze Hamburg weitere 5000 Plätze für Flüchtlinge sucht.

Die nächsten beiden Unterkünfte im Bezirk Harburg sind auch schon festgelegt. Die GroKo-Chefs Jürgen Heimath und Ralf-Dieter Fischer waren gestern Vormittag in der Sozialbehörde. Dort wurde ihnen mitgeteilt, dass in Lewenwerder weitere 198 Flüchtlinge untergebracht werden sollen, dazu 200 im Westen des Baugebiets Vogelkamp, in der Straße Am Aschenland. ag