Die Schleuse mit den Stahltüren am Bunkereingang. Foto: zv
Die Schleuse mit den Stahltüren am Bunkereingang. Foto: zv
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Ein Blick in Hamburgs größte Bunkeranlage im S-Bahnhof Harburg Rathaus

Harburg - Es ist ein Relikt des Kalten Krieges. Im Zuge des S-Bahnbaus wurde in der Station Harburg Rathaus auch der größte Bunker der Stadt errichtet. In ihm sollten 5.000 Menschen Schutz finden und gegen die Wirkung chemischer, biologischer und atomarer Waffen geschützt sein. Lange hat der Verein Hamburger Unterwelten dafür gekämpft, in dem Bunker Führungen durchführen zu können. Das ist gelungen. Zusammen mit dem Archäologischen Museum wurde ein Konzept entwickelt und Führungen an jedem Wochenende bis Ende März genehmigt. Wer Interesse, aber keine Karte hat, wird enttäuscht sein. Alle 855 Tickets sind bereits verkauft. Der Verein bemüht sich, vom Bezirksamt die Genehmigung für weitere Führungen zu erhalten.

Durch Schleusen, die mit großen Stahltüren abgeriegelt werden können, kommt man in die Bereiche des Bunkers, der der Öffentlichkeit verborgen ist. Dahinter verbirgt sich der Charme und die Technik der 1970er Jahre. Viel ist zerstört. Von den 1000 Betten, die einmal dort waren, sind 400 im Zuge der Flüchtlingskrise 2015 aus dem Bunker geholt worden. Überall ist schwarzer Staub. Es ist Abrieb von den Bremsen der S-Bahnen, wie ein Mitglied von Hamburger Unterwelten erklärt.

Gut erhalten sind andere Bereiche. Zwei große Dieselmotoren, die im Notfall für Strom sorgen sollten, sehen ebenso intakt aus, wie die großen Tonnen der Filteranlage, über die Luft für die Menschen angesaugt worden wäre. Ihren Charme haben auch die Toilettenbereiche nicht verloren, n in denen Notdurft in Reih und Glied hinter einem Vorhang verrichtet worden wäre.

Die Leute im Bunker hätten zu den 4,7 Prozent der Hamburger Bevölkerung gehört, für die ein Platz in einem Schutzraum zur Verfügung stand. Ob das Glück gewesen wäre? Das Konzept war ohnehin fragwürdig. 30 Tage hatte man im Bunker ausharren können. Dann wären Lebensmittel, aber auch der Diesel für die Notstromaggregate verbraucht. In der Zeit hätten die die Bewohner der unterirdischen Anlage geschlafen, Freizeit gehabt oder wären beschäftigt worden - immer im Acht-Stunden-Takt. Herr des Bunkers wäre der Bunkerwart gewesen, ein Mitarbeiter des Bezirksamtes, der in einem separaten Büro mit kleinem Schreibtisch "gethront" und von dort aus das Leben in den 30 Tagen organisiert hätte. 

Was viele der 44.000 Fahrgäste, die dort täglich in die S-Bahn ein- oder aussteigen nicht wissen: sie sind bereits auf Bunkertour. Der größte Teil des Bunkers wird im Alltag genutzt. Es sind die Bahnsteige. Im Ernstfall wären noch zwei S-Bahnen eingefahren. Dann wäre der Bahnhof mit großen Toren hermetisch abgeriegelt worden. zv


Einer der beiden Dieselmotoren, mit denen Strom erzeugt worden wäre.  Fotos: zv


Der Bereich mit den Toiletten.


Windeln, Plastikbecher, Multidecke. Dinge, die für die Menschen im Bunker vorgesehen waren.


Der Zugang zu einem Raum. Davor Steine, mit denen der Raum vermauert worden wäre, um Strahlung abzuhalten.


Der Raum mit den Filtern, über die angesaugte Luft in den Bunker geleitet worden wäre. Sie sind mit Aktivkohle gefüllt.


Der Raum des Bunkerwarts, von dem aus das Leben in der Schutzanlage gesteuert worden wäre.