Kommentar: Die Silvesterrandale ist keine echte Überraschung

Kommentar: Die Silvesterrandale ist keine echte Überraschung

Kommentar - Um ehrlich zu sein: Die Angriffe auf Feuerwehrleute und Polizisten in der Silvesternacht sind keine echte Überraschung. Noch weniger überraschend sind die Orte, an denen das passierte. Der Stubbenhof ist seit Jahrzehnten als Brennpunkt im Brennpunkt bekannt. Der Harburger Ring hat sich über die Zeit zu einer Art Jungfernstieg-Light entwickelt, einem Ort, an dem zu besonderen Anlässen Problem-Klientel zusammen kommt und rumrandaliert. Und auch das direkte Umfeld am S-Bahnhof Heimfeld, wo einfach in blinder Zerstörungswut Haltestellen und eine Telefonzelle zertrümmert wurden, ist Treffpunkt von Problemgruppen.

Zur Wahrheit gehört auch dazu: Migrationshintergrund ist ein auf einen großen Teil der dort zusammen kommenden Personen zutreffender Parameter. Auch das ist in Wirklichkeit keine neue Erkenntnis. Auch wenn es gern und regelmäßig verschwiegen wird. Es wirkt, als würde eine Parallelgesellschaft ihren Frust oder ihre Lust an der Auseinandersetzung mit Vertretern des Staates zelebrieren. Denn eines ist ja sicher: Einen konkreten Anlass, der Gewalt zumindest begünstigt hätte, gab es ja weder zu Silvester noch zu Halloween. Diese Tage sind nichts weiter gewesen als gute Gelegenheiten für Krawall.

So ein Verhalten einzudämmen, ist ein schwieriges und vor allem langwieriges Geschäft. Das sieht man in den Städten in Deutschland, in denen es die Gesellschaft hautnah mit Clan-Kriminalität, die sich stark durch das Ignorieren sämtlicher staatlicher und gesellschaftlicher Normen zu tun hat. Und es verlangt von den Verantwortlichen auch, dass sie Problemgruppen klar benennen und die Probleme überhaupt erkennen.

Beim Erkennen habe ich so meine Zweifel. In der letzten Sitzung des Fachausschusses für Mobilität und Inneres der Bezirksversammlung Harburg war auch der Leiter des Harburger Polizeireviers, Dirk Noetzel. Er gab den Mitgliedern in seinem Vortrag mindestens zwei Steilvorlagen. So sagte er, dass die Harburger Polizei aktuell sehr viel Personal für Bewachungsaufgaben stellen müsste und dadurch nur sehr eingeschränkt Zusatzaufgaben hier im Bezirk bewältigen könne, sowie, dass die Kriminalitätsbelastung im Ortsteil, zu dem das Phoenix-Viertel gehört, mehr als fünfmal so hoch ist, wie im Durchschnitt in Hamburg.

Die Reaktion im Ausschuss, der aus 21 Mitgliedern der Parteien in der Bezirksversammlung sowie Vertretern des Seniorenbeirats unter Vorsitz des Grünen Michael Sander besteht: Keine. Es gab nicht ein einzige Nachfrage. Es wirkte, als habe man gar nicht kapiert, was gerade gesagt wurde - oder man wollte es parteiübergreifend nicht wissen.

Vielleicht sollte Harburg seinen Slogan "Zusammenleben in Vielfalt" in "Verwalten in Einfalt" ändern.

André Zand-Vakili

Eine Meinung zum Thema oder Kommentar. Antwort hier mit einem Klick