Harburg – Lange Zeit blickte das Harburg-Huus des DRK in eine ungewisse Zukunft. Der alte Standort liegt mitten im Bereich des Bebauungsplans Wilstorf 43. Seit über zwei Jahren suchten die Betreiber des DRK nach einem neuen Standort für das Harburg-Huus. Mit Erfolg: Das Harburg Huus zieht im nächsten Jahr in die Harburger Innenstadt.
Die wichtige Notunterkunft für obdachlose Menschen, und das Lokale Gesundheitszentrum (LGZ) Harburg ziehen zusammen in den Martin-Leuschel-Ring. Mit dem geplanten Umzug im Frühjahr/Sommer 2026 entsteht am Wallgraben ein zentraler Knotenpunkt für Obdachlosenhilfe, Sozialberatung und medizinische Versorgung.
Die bisherige Einrichtung am Außenmühlenweg, die vom DRK-Kreisverband Hamburg-Harburg e.V. betrieben wird, platzt seit Jahren aus allen Nähten. Und auch die Pläne für eine Neubebauung des bisherigen Areals sorgten für Druck.
"Wir mussten täglich drei bis vier Menschen abweisen, die dringend einen Schlafplatz bräuchten", erklärt die Leiterin des Harburg-Huus, Julia Malert. "Diese Zahlen haben uns deutlich gezeigt, dass wir mehr Platz benötigen."
Der neue Standort schafft jetzt die dringend nötige Entlastung und ermöglicht eine signifikante Ausweitung der Angebote: So kann die Kapazität verdoppelt werden. Die Zahl der Übernachtungsplätze steigt von 12 auf 24 Betten, aufgeteilt in sechs Zimmer, darunter auch extra Zimmer für Frauen.
Die gesamte Nutzfläche wächst von rund 250 Quadratmeter auf über 543 qm (plus 133 qm Gemeinschaftsfläche mit dem LGZ). Dies schafft Platz für einen deutlich größeren Tagesaufenthalt, der täglich rund 60 Gäste beherbergen kann. Und das neue Harburg-Huus wird endlich barrierearm: Die neuen Räumlichkeiten ermöglichen erstmals auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität einen Zugang zur Unterkunft, seinen Angeboten, etwa Waschmaschinen, Trockner und Duschen sowie zu den Schlafräumen.
Und natürlich nimmt das Harburg-Huus auch weiterhin die Hunde der Gäste mit auf. Und auch das Konzept, an 365 Tagen im Jahr geöffnet zu sein und dabei eine umfassende Sozialberatung anzubieten, bleibt bestehen. Die Beratungen sind darauf ausgerichtet, die Menschen zu unterstützen, schnellstmöglich wieder eigenen Wohnraum zu finden. Anhand der verpflichtenden Aufnahmegespräche wird eingangs festgestellt, ob jemand im Huus übernachten kann.
Das Besondere am Umzug in den Martin-Leuschel-Ring ist aber auch der Synergieeffekt: Harburg-Huus und das Lokale Gesundheitszentrum (LGZ) ziehen in denselben Gebäudekomplex.
Das LGZ Harburg, ebenfalls in Trägerschaft des DRK, setzt sich für die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung in sozial belasteten Stadtteilen ein. Die Mitarbeiterinnen des LGZ, darunter eine Gesundheitswissenschaftlerin und eine Sozialpädagogin, haben seit Mai 2024 über 600 Beratungen durchgeführt und dabei den hohen Bedarf an niedrigschwelliger medizinischer und sozialer Beratung festgestellt.
Viele Menschen in Harburg sind nicht hausärztlich angebunden und lassen sich hierzu beim LGZ beraten. Mit dem neuen, zentralen Standort verbindet LGZ-Leiterin Katharina Kellermeier die Hoffnung, noch mehr Menschen zu erreichen, ihnen den Weg zu einem der Beratungsangebote noch leichter zu machen. Daher bleibt auch die wöchentliche LGZ-Sprechstunde im DRK-Stadtteiltreff in der "Galleria Rehrstieg" in Neuwiedenthal bestehen.
Die Vorteile, beide Projekte unter ein Dach zu legen, erklärt DRK-Bereichsleiter Nicolai Panke: "Zukünftig können Gäste des Harburg-Huus unkompliziert auch die medizinische und soziale Beratung des LGZ in Anspruch nehmen, etwa bei Fragen zur Krankenversicherung oder Pflegeleistungen. Die Sozialarbeit im Harburg-Huus zielt darauf ab, mit jedem Gast eine individuelle Perspektive zu entwickeln. Wenn dabei gesundheitliche Probleme und sozialrechtliche Fragen geklärt werden müssen, ist die Nähe zum LGZ ein großer Gewinn."
Das LGZ steht allen Menschen in Harburg offen, die Beratung oder Unterstützung bei Fragen zum deutschen Gesundheits- und Sozialsystem suchen. Auch Hilfestellung für das Ausfüllen von Formularen wird geboten. Einmal im Monat findet eine Pflegeberatung statt, inklusive der Unterstützung bei Anträgen für die Pflege.
Finanziert wird das Harburg-Huus seit 2023 zum Teil von der Hamburger Sozialbehörde. Viele Angebote für die Gäste des Harburg-Huus werden aber weiterhin nur durch Spenden ermöglicht.
