Am Synagogen-Mahnmal wurden mehrere Kränze niedergelegt. Foto: Christian Bittcher
Am Synagogen-Mahnmal wurden mehrere Kränze niedergelegt. Foto: Christian Bittcher
Featured

Schweigemarsch und Kranzniederlegung: Gedenken an die Reichspogromnacht

Harburg – Schweigemarsch, Reden und Kranzniederlegung: Wie seit über 25 Jahren fand am Montag, 10. November, die Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Reichspogromnacht von 1938 statt, die Harburg bekanntlich mit einem Tag Verspätung erreicht hatte.

Mehr als 70 Personen beteiligten sich am Schweigemarsch vom Jüdischen Friedhof zum Synagogen-Mahnmal an der Eißendorfer Straße. Die Veranstaltung verlief ohne Zwischenfälle.

Alljährlich erinnert die Initiative Gedenken in Harburg daran, dass an diesem Tag die Leichenhalle des Jüdischen Friedhofs auf dem Schwarzenberg in Brand gesteckt wurde und anschließend der “spontane Volkszorn“ zur Synagoge eilte, um auch diese zu verbrennen. Zwar wurde dieses Vorhaben wegen einer benachbarten Tankstelle nicht umgesetzt, aber die Synagoge wurde geplündert und die Einrichtung zerstört. Heute erinnert nur noch der Nachbau des Tores der Synagoge an das im Krieg zerbombte Haus.

Auf der Fläche vor dem Jüdischen Friedhof erinnerte die Harburger Pröpstin Carolyn Decke in ihrer Ansprache an diese Vorgänge und mahnte ein friedliches Zusammenleben aller Menschen an.
Bezirksamtsleiter Christian Carstensen, der in diesem Jahr erstmals dabei war, wies auf die „Harburger Erklärung“ von 1990 hin, in der schon damals gefordert wurde, dass alle Harburger Bürger – gleich welcher Herkunft und welchen Glaubens – zum Wohl ihrer Heimatstadt beitragen sollten. Das sei heute wichtiger als je zuvor.

Mehr als 70 Personen beteiligten sich am anschließenden Schweigemarsch zum Synagogenmahnmal, das die Omas gegen rechts schon für die Schlussveranstaltung beleuchtet hatten.

Hier sprach der Vorsitzende der Harburger Bezirksversammlung, Holger Böhm, sowie für den DGB Wolfgang Brandt, der insbesondere auf die ambivalente Einstellung der Deutschen zu den Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern hinwies.

Wie schon seine Vorredner warnte Fritz Gärmer von der Initiative Gedenken in Harburg davor, die heutige Entwicklung zu unterschätzen. „Die Rufe nie wieder und nie wieder ist jetzt dürfen keine leeren Worthülsen sein – sie müssen gelebt werden.“

Gedenkveranstaltung am Jüdischen Friedhof. Foto: Helmut Rüth