Gewerbliche Wirtschaft im Hamburger Süden weiter auf Expansionskurs
Gewerbliche Wirtschaft im Hamburger Süden weiter auf Expansionskurs

Gewerbliche Wirtschaft im Hamburger Süden weiter auf Expansionskurs

Während es der Immobilienbranche aktuell nur sehr schwer gelingt, der gleichzeitigen Belastung durch Kosten, Zinsen und Verkaufspreisen auszuweichen, erweisen sich die produzierenden, verarbeitenden und handwerklichen Wirtschaftszweige als deutlich weniger krisenanfällig und suchen weiter Grundstücke und Flächen für ihre eigene Expansion.

Dies ist eine zentrale Erkenntnis aus der Befragung des Wirtschaftsvereins von etwa 1.000 Unternehmen im Bezirk Harburg und dem Landkreis Harburg. Gut die Hälfte der rund einhundert Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, benötigen in den nächsten 5 Jahren mehr Fläche. In der Summe kommen allein diese rund 50 Unternehmen auf mehr als 12.000 qm zusätzliche Bürofläche und 40.000 qm weitere Produktionsfläche. Einige sehr dynamische Unternehmen planen dabei mit einer Vervielfachung ihrer heutigen Flächen. Hieraus einen konkreten Bedarf für die nächsten 5 Jahre abzuleiten ist empirisch schwierig. Ausgehen darf man aber von einer Nachfrage, die um ein Mehrfaches über den Zahlen der Stichprobe liegt.

Aber wer bekommt eines der wenigen begehrten Grundstücke der öffentlichen Hand? Wer muss sich auf dem privaten Markt versorgen, weil es die politisch festgesetzten Kriterien für ein kommunales Grundstück nicht erfüllt? Und wer scheitert letztendlich an der Flächenknappheit oder kann sich die rasant gestiegenen Preise nicht mehr leisten und muss die Region verlassen?

Letzteres ist für viele Unternehmen eine Katastrophe, denn manche der angestammten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ziehen nicht mit und verlassen das Unternehmen, weil Fahrwege zu lang werden und die Infrastruktur zu schlecht ist. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass ¾ der befragten Unternehmen den Verbleib in der Nähe des derzeitigen Standortes als wichtig oder sehr wichtig benannten. Und wenn es schon eine Verlagerung geben muss, dann muss zumindest die öffentliche Verkehrsanbindung gut sein, sagten ebenfalls ¾ der Unternehmen. Ein attraktives urbanes Umfeld hat ebenfalls eine Bedeutung aber deutlich untergeordneter. Für erstaunlich wenig Unternehmen ist die Nachbarschaft oder die Nähe zu verwandten Branchen wichtig. Lediglich etwas über 15% gaben an, dass ihnen dieser Aspekt wichtig oder sehr wichtig sei.

Die Stadt Hamburg möchte das Gewerbe- und Industrieflächenangebot im Hamburger Süden verbessern und denkt über themen- oder branchenorientiere Innovationsquartiere nach, die als „wirtschaftliche Ökotope“ neue Wachstumsimpulse setzen sollen. Das ist erst einmal eine gute Nachricht. Aber wie müssen diese Quartiere konfiguriert sein? Wer darf dort nicht hinein und wo sollen diese Unternehmen hin? Und braucht es in einer digital vernetzten Welt in der nächsten Generation überhaupt noch die räumliche Nähe von Unternehmen, um stabile Netzwerke und profitable Wertschöpfungsketten entwickeln zu können?

Der Wirtschaftsverein bleibt dran an diesen Themen und wird sich weiter einmischen. Innovation findet nach unserer Auffassung in nahezu allen Wirtschaftsbereichen statt. Nur, weil Unternehmen nicht einem augenscheinlichen Innovationscluster zuzuordnen sind, dürfen diese im Regen stehengelassen werden. Insbesondere Harburg hat eine industrielle DNA. Diese sehen wir auch weiterhin und gerade jetzt als Chance, auch wenn es staubt, quietscht oder stinkt. Heinrich Wilke