Kraftwerksstilllegung: "Nicht ökonomisch, nicht ökologisch, nicht sozial"
Arnold G. Mergell, stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden. Foto: André Zand-Vakili

Kraftwerksstilllegung: "Nicht ökonomisch, nicht ökologisch, nicht sozial"

Harburg - „Das ist nicht ökonomisch, nicht ökologisch und nicht sozial.“

Klare Worte von Arnold G. Mergell, stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden zur geplanten Abschaltung des Kraftwerks Moorburg.

Zwar sei Hamburg bei der Klimabilanz auf dem Papier der Gewinner dieser Entscheidung, weil in Moorburg knapp 5 Millionen Tonnen CO2 weniger ausgestoßen werden. „Diese Sichtweise ist aber Ausdruck des föderalen Egoismus", so Mergell. Denn unter dem Strich würden die Schadstoffe künftig jenseits der Landesgrenzen die Bilanzen belasten.

Tatsächlich werde, neben den hochqualifizierten Mitarbeiter des Kraftwerks, das Klima der Verlierer sein. "Denn nun werden andere Kraftwerke herangezogen, um die Grundlast zu sichern", so Mergell. "Sie werden das modernste Kraftwerk Europas ersetzen müssen – mit weniger effektiven Anlagen."

Unter anderem werde auch das Kraftwerk Wedel, ohne Zweifel eine „Dreckschleuder“, noch Jahre am Netz bleiben. Mergell: „Meine Sorge ist, dass sich die Klimastrategie zu sehr an den Grenzen der Bundesländer orientiert. Die Logik hätte geboten, ortsunabhängig zuerst die ältesten Meiler vom Netz zu nehmen.“
Gewinner sei Vattenfall. Für den Konzern, so die Einschätzung des Wirtschaftsvereins, dürfte die Stilllegung Sinn machen, da Vattenfall mit einer noch nicht bezifferten Summe in zweistelliger Millionenhöhe entschädigt werde. Die Ansage des Hamburger Umweltsenators Jens Kerstan, das Unternehmen müsse das Kraftwerk auf eigene Kosten abreißen, widerspricht Mergell: „Vattenfall hat rund drei Milliarden in das Kraftwerk investiert. Die werden jetzt abgeschrieben.“ Das gehe letztlich zu Lasten der Steuerzahler und Verbraucher.

Um die Versorgungssicherheit der Industrie macht sich Mergell weniger Sorgen. Es sei, so Mergell, nun allerdings dringend geboten, nach vorne zu blicken und den Einsatz neuer Energiequellen voranzutreiben. Da gebe es in Hamburg gerade beim Wasserstoff durchaus vielversprechende Ansätze. Mergell: „Die Harburger Unternehmen können das  mit ihrem Knowhow und der Bezirk mit geeigneten Flächen unterstützen.“ zv