Moorburg - Es war das interessanteste Tischgespräch beim Grünkohlessen der CDU im Rönneburger Park. Was Gastgeber Rainer Bliefernicht (CDU) in seiner Rede anriss, dass das Logistikunternehmen August Ernst Moorburg verlässt, erzählte Firmenchef Heinz-August Ernst noch mal dezidiert. Dabei kam heraus: er ist aus seiner Sicht regelrecht aus Moorburg weggeekelt worden.
Das Fuhrunternehmen August Ernst gehört eigentlich zu Moorburg wie Stecker und Dose. Seit 1871 hat das Unternehmen seinen Sitz in dem kleinen Stadtteil. Es ist nicht nur Arbeitgeber und Steuerzahler. Das Unternehmen und seine Inhaber haben sich über die Jahrhunderte in Moorburg engagiert und Vereine und Institutionen unterstützt. 2014 beispielsweise konnte das Harburger Museum durch eine Spende in vierstelliger Höhe das Weihwasserbecken ankaufen und zurück in die Kirche bringen.
Jetzt wird das Unternehmen Moorburg verlassen. Im Zuge des geplanten Baus der A26, so die Darstellung von Heinz-August Ernst, habe es keine Lösung für damit auftretende Probleme gegeben, die besonders die Verkehrsführung betreffen. Vielmehr noch. Ihm sei via DEGIS klar gemacht worden, dass man ihn dort nicht mehr will. Der Clou: selbst der Hinweis auf die nicht unerhebliche Gewerbesteuer, die das Fuhrunternehmen jährlich abführt, habe man kühl reagiert. Hamburg müsse in den Länderfinanzausgleich zahlen. Damit käme es auf das Unternehmen als Steuerzahler nicht an.
Was Ernst besonders wurmt: Er habe dreimal Harburgs ehemalige Bezirksamtsleiterin bei sich bietenden Gelegenheiten zu der Problematik angesprochen. "Ich dachte, das sie sich mal zeitnah telefonisch bei mir meldet", so Ernst. Das passierte laut Ernst nicht.
Mittlerweile ist ein neuer Standort gefunden und der Umzug des Unternehmens in "trockenen Tüchern". Das Unternehmen siedelt um nach Seevetal. Unter "Beckedorf 5" ist ein entsprechender Bebauungsplan realisiert worden. Es handelt sich um ein Gelände an der Maldfeldstraße. "Im südlichen Bereich des Plangebietes wird aktuell auf einer etwa drei Hektargroßen Fläche, das Flurstück 4/10, Sandboden für die Bauwirtschaft abgebaut. Sobald dieser Abbau abgeschlossen ist, soll das Grundstück wieder auf das Niveau der Maldfeldstraße verfüllt werden. Als Anschlussnutzung in einigen Jahren beabsichtigt der Flächeneigentümer eine gewerbliche Nutzung durch seinen eigenen Betrieb sowie die Teilvermietung an kleine bis mittlere Betriebe", heißt es von der Gemeinde.
Die Ansiedlung, so erinnert sich Ernst, sei quasi mit Kusshand genommen worden. Kein Wunder: im Gegensatz zum Bezirk Harburg, der nicht von Steuergeldern der hier ansässigen Unternehmen partizipiert, wird die Gewerbesteuer in Seevetal in der Gemeindekasse landen. zv