Die Einweihung des Harburger Kunstpfades 2007. Alle Fotos: Andre Zand-Vakili
Die Einweihung des Harburger Kunstpfades 2007. Alle Fotos: Andre Zand-Vakili
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Der Harburger Kunstpfad

Man folge den knapp 60 bronzenen, von der Harburger Bildhauerin Uta Falter-Baumgarten gestalteten Wegweisern durch die Harburger Innenstadt. Es ist eine aufregende Entdeckungstour, für die man eine gute Stunde einplanen sollte. Kunstpfad heißt der Weg, der einen durch die Fußgängerzone, die Lämmertwiete zum Rathausplatz und zur neuen Museumsmeile führt. 27 Kunstwerke gilt es dabei zu entdecken. Viele sind bekannt und prägen das Stadtbild seit Jahrzehnten. Andere sind unscheinbar, manchmal sogar etwas versteckt aufgestellt oder angebracht.

Das es den 1994 ins Leben gerufenen Kunstpfad wieder gibt, ist dem Kulturredakteur der mittlerweile eingestellten Zeitung Harburger Anzeigen und Nachrichten, Ernst Brennecke, dem Kulturpolitiker Siegfried Bonnhagen und dem Direktor des Stadtmuseum und der Archäologischen Museums, Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, zu verdanken. Sie haben die 94 als Markierungen dienenden, auf den Asphalt gemalten blauen Füße, die schon nach kurzer Zeit verschwunden waren, durch wertige Bronze-Wegweiser ersetzt.


Auf dem Rathausplatz steht seit 1985 der Tubaspieler. Der dänische Bildhauer Arne Ranslet hat die lebensgroße Plastik gestaltet. Sie gehört mittlerweile zu den bekanntesten Kunstwerken im öffentlichen Raum in Harburg und gilt als ein Wahrzeichen. Hier beginnt der Rundgang über den Kunstpfad.


Robbe heißt die von der 1998 verstorbenen Künstlerin Vera Mohr-Möller 1959 aus Stein gestaltete Plastik. Ursprünglich stand sie am Eingang des 1992 auf dem Gelände der im Zweiten Weltkrieg zerstörten "Gelben Schule" fertiggestellten Hallenbades an der Rathausstraße. Nachdem das Bad Mitte der 1990er Jahre schließen musste, wurde die Robbe ein Stück weiter zum großen Brunnen am Rathausplatz umgesetzt.

Auf der Museumsachse ist die Skulptur Aufrechter Gang von Arthur Boltze zu finden. Ursprünglich stand das Kunstwerk auf der ehemals freien Fläche zwischen Kunsthalle und dem früheren Kunsthaus in Hamburg. 1993 holte der damalige Bezirksamtsleiter Michael Ulrich die Skulptur nach Harburg. Im Juni 2012 wurden die einzelnen Elemente im Rahmen einer Sanierung nach den Vorstellungen des Künstlers farblich neu gestaltet.


1912 entstanden die Faustkämpfer des 1936 verstorbenen Künstlers Eberhard Encke, der damals zu den bekanntesten Bildhauern des Kaiserreichs gehörte. Auf der Berliner Kunstausstellung wurden die Faustkämpfer mit der "Goldenen  Preußischen Staatsmedaille für Kunst" ausgezeichnet. Bei der in Harburg stehenden Plastik handelt es sich um einen Abguss, der 1913 von dem HOBUM-Mitbegründer Arnold Mergell gestiftet wurde.

Auf der Krokuswiese hinter zwischen dem Rathaus und dem Bauamt befindet sich seit 1993 das Große Normandiestück von Ulrich Rückriem. Die vier grob gebrochenen, nahezu unzerstörbaren Granitsteine sollen in minimalistischer Form an die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 in den Normandie und die damit eingeleitete Vernichtung des Nationalsozialismus erinnern.

 

2024 hat das 2024 hat das Bezirksamt Cube & Trees vom Künstlers Hans-Dieter Schrader erworben. Das Kunstwerk hängt bereits seit 2014 als Leihgabe in dem Silberahorn auf der Krokuswiese gleich hinter dem Harburger Rathaus. Von dem Künstler stammt auch die Installation "Kugel im Kubis", die ganz in der Nähe vor der ehemaligen Handwerkskammer steht. Schrader ist bekannt für seine Cubecracks, wie seine Installationen genannt werden.


Die Firma Thörl hatte die 1918 von Gerhard Janensch geschaffene Bronze Eisengießer erworben. Später bekam das Helms-Museum die Skulptur. Bevor der Eisengießer seinen Platz auf der Museumsachse bekam, stand er mehrere Jahre ganz in der Nähe vor der ehemaligen Feuerwache am Hastedtplatz. Die abgebrochene Kelle war im Helms-Museum aufbewahrt worden und wurde 2011 wieder angeschweißt.


Der 1914 von August Vogel geschaffene Thörlbrunnen ist ein echtes Schmuckstück. Er ist auf dem Museumsplatz zwischen der Helms-Lounge und dem Standesamt zu finden. Der Brunnen ist in einem miserablen Zustand. Im Zweiten Weltkrieg wurde er stark beschädigt. Bei seiner ersten Restaurierung verzichtete man auf den Pfeilerkranz, der ihn umgab. 2011 wurde der Brunnen aufwendig saniert. Seit dem 5. September steht die Putte mit Kranz wieder auf seiner Spitze.


Kugel im Kugel im Kubus ist eine Installation, die ursprünglich nicht für Harburg geschaffen wurde. Die Figur von Hans-Dieter Schrader stand ursprünglich in Hamburg und musste der Galerie der Gegenwart weichen. In Harburg hatte das Werk mehrere Standorte. Im Zuge der Umgestaltung des Museumsplatzes 2009 wurde es abgebaut, um es zu restaurieren. Am 3. September wurde es leicht versetzt vor der Fassade des Standesamtes, wieder aufgebaut.


Umarmung heißt das von dem 1954 in Warschau geborenen Künstler Tomasz Zielinski geschaffene Werk. Die Plastik war eine Auftragsarbeit. Sie ist an der Asbekstraße zu finden und versteckt sich etwas in einer Nische am Fußweg, so dass der interessierte Kunstliebhaber schon etwas suchen muss, bevor ihm die Plastik ins Auge fällt. Das Kunstwerk selbst ist sehr abstrakt und fordert bei dem Titel die komplette Phantasie des Betrachters.


Der Pfeifender Junge von Karl-August Orth ist an der Asbeckstraße Ecke Wilhelmstraße zu finden. Die kleine an einer Hauswand befestigte Plastik ähnelt etwas den Darstellungen des griechischen Hirtengottes Pan. Das Kunstwerk des 1993 verstorbenen Künstlers wirkt an der Hauswand wie ein Fremdkörper. Die Farbgebung von Wand und Plastik lässt den Pfeifenden Jungen fast verschwinden und wirkt wie eine Tarnung Es erscheint dadurch aber noch interessanter.


niemandes land von Piet Trantel ist ein kleines Fleckchen Erde am Eingang zum alten Friedhof Harburg, das niemanden gehört. Tatsächlich ist im Grundbuch auch kein Besitzer eingetragen. Die Idee dahinter: Die Menschen sollten ein Stück der Natur zurückgeben und es sich selbst überlassen. Der Wall ist ein Symbol für die Grenze, die dieses Land abtrennt. Piet Trantel wurde 1990 dafür mit dem Harburger Kulturpreis ausgezeichnet, der danach nie wieder vergeben wurde.


1932 wurde das Kriegerdenkmal Der Soldat von Hermann Hosaeus enthüllt, das an die Gefallenen des 1. Weltkriegs erinnert. Standort ist die Bremer Straße vor der Johannis-Kirche. Es zeigt einen verwundeten Soldaten, der trotz seiner Verletzung wieder in den Kampf zieht. Das Denkmal hat seit seiner Enthüllung immer wieder für Streit gesorgt. Den 2. Weltkrieg überstand es nahezu unbeschädigt, während die Johannis-Kirche durch Bomben zerstört wurde. 2008 musste das Kriegerdenkmal eingerüstet werden, weil es im Inneren marode war und umzustürzen drohte. Nach der Restaurierung unter Anleitung des Restaurators Stefan Lasch-Abendroth bei Aurubis kam den monumentale Krieger im Juni 2010 zurück auf seinen Sockel.


Trauerndes Kind von Hendrik-André Schulz ist ein Gegendenkmal, das die heroische Wirkung des daneben stehenden Mahnmals Der Soldat entschärfen soll. 1988 enthüllt, passt es perfekt zu dem damaligen Zeitgeist. Interessant sind die Helme, über denen das Kind weint. Sie sind anhand ihrer Formen Armeen verschiedener Länder zuzuordnen.


Von der Bildhauerin Ulrike Enders stammt die Gruppe Drei mögliche Denkmäler, die seit 1998 in der Mitte der Harburger Fußgängerzone zu finden sind. Das aus Ibbenbürener Sandstein erstellte, etwa 3,5 Meter hohe Kunstwerk, das drei in verschiednen Positionen auf Säulen aufgesetzte Büsten zeigt, ersetzte einen Brunnen, der viele Jahre an der Stelle stand.

Säule und Wandrelief heißt das Werk des 1987 verstorbenen Künstlers Johannes Ufer. Es steht seit 1974 am Ende der Harburger Fußgängerzone im Abgang zum Gloria-Tunnel Richtung Seeveplatz. Die hoch aufragende Skulptur aus gestapelten Betonklötzen und das bunte Relief repräsentierten auch den damaligen künstlerischen Zeitgeist.

Das D zeigt der Flaggenmann am Harburger Ring an, den Egbert Haneke 1993 noch als Kunststudent entworfen hat. Das Kunstwerk gehört zu einer ganzen Gruppe Flaggenmänner, die über Stadt verteilt sind. Sie waren eine Auftragsarbeit für die Ausstellung Mediale Kunst und Medienmarkt Hamburg. Würde man die Flaggenmänner richtig nebeneinander stellen, zeigen sie das Wort "Mediale" an.

Die Plastik Großstadtgören der 1924 in Harburg geborenen Bildhauerin Uta Falter-Baumgarten ist eines der populärsten Kunstwerke in Harburg. Es steht am Lüneburger Tor in der Fußgängerzone in der Nähe mehrerer Spielgeräte. Kinder nutzen die Skulptur gern für kleine Klettertouren.


Man muss schon den Kopf etwas in den Nacken werfen, um das Wandbild Anamorpohse von Jos Weber und seinen Studenten betrachten zu können. Es ist in der Fußgängerzone zu finden und zeigt die Porträts von Persönlichkeiten, die auf den alten D-Markscheinen verewigt waren. Der Clou: Stellt man sich direkt unter das Bild, scheinen die Porträts zwei unterschiedliche, ineinander übergehende Landschaften zu zeigen.


Die Schiller-Büste am Sand stammt von dem 1876 gestorbenen Bildhauer Ernst von Bandel, der auch das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald baute. Die Büste war ursprünglich Teil eines Brunnen, der 1861 fertiggestellt wurde. 1927 wurde der Brunnen abgerissen. Die Büste stand bis in die Mitte der 90er-Jahre im Stadtpark. Erst dann wurde sie zurück in die Harburger Innenstadt geholt.


Die Zwei Löwen am Schloßmühlendamm gehören zu den beliebten Kunstwerken in Harburg. 1862 wurde sie von Ernst von Bandel gestaltet. Die Löwen haben dem Gebäude, vor dem sie stolz mit geradem Blick auf ihren Sockeln sitzen, den Namen Löwenhaus beschert. Ganze Generationen von Kindern haben die Löwen bereits als "Reittiere" genutzt, was man ihnen heute nicht ansieht.

An die Vergangenheit als Weg, durch den früher die Lämmer getrieben wurden, erinnert nicht nur der Straßenname Lämmertwiete, sondern auch das Kunstwerk Muttertier mit Lämmern von Hans-Werner Könecke. Die Plastik steht in der Mitte der von alten Fachwerkbauten gesäumten Straße, in der heute vorwiegend Gastronomie zu finden ist.


Der Fischbrunnen in der Lämmertwiete wurde vom Harburger Künstler Carl Ihrke entworfen und von Hendrik-André Schulz 1984 gebaut. Ursprünglich waren an dem Brunnen mehrere Fische angebracht. Sie wurden ein Opfer von Vandalismus. Zeitweise war der letzte noch an dem Brunnen befindliche Fisch ein Aal. Im Dezember wurden die Fische im Auftrag des Bezirksamtes von Schulz ersetzt und so angebracht, dass sie besser vor Vandalismus geschützt sind. Der Brunnen selbst wurde aus Kostengründen nicht wieder in Betrieb genommen.


An den Resten der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Dreifaltigkeitskirche an der Neuen Straße findet sich im dem stehen gebliebenen Teil des barocken Portals die 1652 geschaffene Christusfigur. Der Künstler, der das Kunstwerk erschuf, ist nicht mehr bekannt. Hinter dem Portal befindet sich die 1966 fertiggestellte neue Kirche, die heute nicht mehr genutzt wird. Das Ensemble steht seit 1999 unter Denkmalschutz.


Auf dem Geschichtsbrunnen von Tisa von der Schulenburg, der 1973 am Marktplatz Sand errichtet wurde, ist die Geschichte Harburgs festgehalten, das 1288 seine Stadtrechte bekam. Die zahlreichen Reliefs halten besondere Ereignisse fest. Traurige Berühmtheit erlangte er, weil sich die Politik Sorgen übe den "Urinfrass" machte, der das Kunstwerk zu zerstören drohte.Mittlerweile ist der Brunnen restauriert und wieder funktionstüchtig.

Den langen Namen Mahnmal gegen Faschismus, Krieg, Gewalt, für Frieden und Menschenrechte hat das Mahnmal von Ester und Jochen Gerz. Es besteht aus einer zwölf Meter hohen Säule mit einer Bleiummantelung, auf der die Harburger ihre Namen einritzen sollten. Was dort tatsächlich eingeritzt wurde, ist oft wenig schmeichelhaft. Die Säule ist, wie geplant, in mehreren Stufen versenkt worden. Heute kann man im Zugangsbereich zum Fußgängertunnel durch eine Scheibe einen Blick auf einen Teil der Säule werfen.


Begegnung heißen die beiden silhouettenhaften Figuren des in Berlin lebenden Künstlers Hubertus von der Goltz, die bis 2016 auf einer 48 Meter langen Stange in Höhe des vierten Stocks des Parkhauses der Arcaden balancierten. Die beiden silhouettenhaften Figuren des in Berlin lebenden Künstlers Hubertus von der Goltz wurden demontiert, nachdem sie nicht mehr sicher waren.

Der 1987 gestorbene Künstler Johannes Ufer hat das Mauerrelief gestaltet, das sich zwischen der ehemaligen Polizeiwache 46 und dem Bauamt befand. Es bestand aus Steinvorsprüngen in der Wand und ist auf den ersten Blick kaum wahrnehmbar. Interessant ist es an schönen Tagen. Die Strahlen der wandernden Sonne verändern stetig die Schatten der Vorsprünge. Mit dem Abriss der Polizeiwache an der Knoopstraße verschwand das Kunstwerk, das sich seitlich an dem Komplex befand. Es wurde Stein für Stein zerlegt. Mit der Fertigstellung des Rathausforums wurde es 2017 originalgetreu, nur um 90 Grad versetzt, wieder aufgebaut. zv