Harburger Theater ausverkauft: Musical Kids begeistern mit „Anouk"
Eines der drastischsten Bühnenbilder: Die Königin die auf einem zerfallenden Lava-Thron ihr Reich und ihre schwindende Macht besingt. Foto: Florian Kleist

Harburger Theater ausverkauft: Musical Kids begeistern mit „Anouk"

Harburg - Bei den Gesprächen in der Pause im Foyer war es schwer herauszuhören, wovon die Zuschauer bei diesem Stück am meisten begeistert waren. Vom Bühnenbild? Von der Musik? Vom mitreißenden Spiel der jungen Schauspieler? Oder einfach davon, dass der Saal des Harburger Theaters endlich einmal wieder ausverkauft war.

Vielleicht war es aber auch der Umstand, dass all das zusammenkam, der die vier Aufführungen der Musical Kids Hamburg von „Anouk und ihre Reise ans Meer“ zu einem solchen Erfolg machte. Die Geschichte ist schnell erzählt: Sie beginnt in einer zwar fiktiven, aber doch Bezug zum Heute nehmenden Welt in einem Waisenhaus. Das Leben der Kinder wird von einem mächtigen Digital- Konzern namens „Oktopus" gesteuert, der nichts Geringeres als die Weltherrschaft im Sinn hat.

{image}Die Rebellin heißt Anouk. Sie widersetzt sich den Mechanismen aus Likes und Dislikes mit denen „Oktopus“ die Kontrollen über die Menschen erhalten will. Die Folge: Sie wird vergiftet und erfährt, dass es nur eine Rettung gibt. Sie muss den Ozean erreichen, damit sie leben kann und „Oktopus“ die Macht entzogen wird. Es beginnt eine unglaubliche Reise.

Und bei dieser Odyssee verwandelte die Truppe um Regisseur, Komponist und Theater-Leiter Uwe Heynitz bei den Aufführungen in der vergangenen Woche den altehrwürdigen Theatersaal des Helms-Museums mal in eine bunte Unterwasserwelt.

Mal in eine verdörrte Wüstenlandschaft. Und Mal in eine bedrohliche Lava-Welt mit einem zerfallenden Felsen-Thron in der Mitte. Auf der eine Königin ihr dem Untergang geweihtes Reich besingt. Es sind zwar Kunstwelten, die auf der Bühne erschaffen werden. Aber diese haben immer einen klaren Bezug zur Realität. Beim Global-Player „Oktopus“ müssen die Zuschauer zwangsläufig an Google, Facebook und Co. denken.

Dabei bleibt immer noch genug Platz für etwas, dass genau in dieser digitalisierten Zeit allzu oft zu kurz kommt: Herrlich unterhaltsamen Quatsch. Beispiele gefällig? Wir wäre es mit einem Katzen- Zyklopen, der sich zwar einen Flieger nennt und ein Flugzeug besitzt - aber dennoch schreckliche Flugangst besitzt. Oder dem Umstand, dass sich das Bösewicht-Trio in der Mitte des Stück erst einmal eine Pizza kommen lässt.

Für die Musical Kids Hamburg endet mit dem Frühjahrsstück zwar eine proben- und vorbereitungsintensive Zeit. Aber es stehen andere Aufgaben an: Die Jugendlichen, für die die Zeit als Musical-Kid endet, werden verabschiedet. Der neue Nachwuchs wird begrüßt. Und dann beginn auch wieder die Proben für das nächste Weihnachtsmärchen, dass traditionell rund um das erste Adventswochenende aufgeführt wird. Und eines verriet Uwe Heynitz nach dem Ende von „Anouk“ schon einmal: Das nächste Stück ist „Der Froschkönig“.{image}