Eine Festnahme durch Harburger Polizisten. Foto: zv
Eine Festnahme durch Harburger Polizisten. Foto: zv

Harburger Innenstadt ist Motor beim überproportionalen Kriminalitätsanstieg

Harburg - Die Zahl der Straften ist im Bezirk Harburg im vergangenen Jahr überproportional gestiegen. Die Polizei registrierte 17.220 Straftaten, das sind 2.725 Fälle mehr als 2021 und entspricht einer Steigerung von 18,8 Prozent

Ein Anstieg der Kriminalität war erwartet worden. Doch hamburgweit wurde nur im Bezirk Mitte eine schlechtere Entwicklung festgestellt. Dort war es vor allem der Kiez, auf dem nach der Pandemie wieder die Zahl der Straftaten deutlich anstieg.

Im Bezirk Harburg ist der Stadtteil Harburg das Problem. Hier passierte im vergangenen Jahr über 44. Prozent der gesamten Kriminalität im Bezirk. Der Anteil den der Stadtteil Harburg bei dem, Anstieg der Kriminalität hat, ist noch gravierender. Er beträgt knapp 60 Prozent. Von den 2.725 Straftaten, die im vergangenen Jahr mehr als 2021 im Bezirk verübt wurde, entfallen 1.625 auf den Stadtteil Harburg.

Bei der Raubüberfällen passierte fast jeder zweite der 137 Fälle in Harburg. Bei den Körperverletzungen ist es etwa jede dritte der 1.805 im Bezirk registrierten Taten, die im Stadtteil Harburg passierte. Bei den der Gewaltkriminalität zugerechneten gefährlichen Körperverletzungen sind es sogar knapp 40 Prozent aller Taten im Bezirk.

Einen großen Anteil haben im Stadtteil Harburg auch die Steigerung bei den Diebstählen. Hier ging die Zahl der Fälle um 953 auf 3.381 hoch.

Der Grund für die überproportionalen Steigerungen dürften die vielen Tatgelegenheiten für Diebe im Harburger Innenstadtbereich, aber auch die sehr starke Drogenszene sein, die in Harburg stark mit der Obdachlosenszene vermengt ist. Das untermauert auch die hohe Zahl der Autoaufbrüche im Stadtteil Harburg, die als typische Beschaffungskriminalität gilt. Hier liegt der Anstieg im Stadtteil Harburg bei knapp 72 Prozent innerhalb eines Jahres.

Einen Rückgang gab es im Stadtteil Harburg dagegen bei den Wohnungseinbrüchen um 14,3 Prozent. Gestiegen ist dagegen die Einbruchskriminalität deutlich in dem "Gürtel" Heimfeld, Eißendorf und Marmstorf um 39,1 Prozent, 116,2 Prozent und 61,5 Prozent. In den drei Stadtteilen ereigneten sich rund 32 Prozent aller Einbrüche, die 2022 im gesamten Bezirk passierten. Auch in Wilstorf, dass in Teilen an Marmstorf grenzt, gab es eine hohe Steigerung der Fallzahlen.

Schlecht ist die Entwicklung im Bezirk bei den Delikten "rund um das Kfz", hinter dem meistens Autoaufbrüche stehen. Die Zahl der Taten stieg im Bezirk um 38,4 Prozent auf 1.312 Fälle. Besonders viele Autoaufbrüche gab es in Harburg (412 Fälle), Heimfeld (307 Fälle), Neugraben (147 Fälle), Wilstorf (128 Fälle) und Eißendorf (125) Fälle.

Beim Fahrraddiebstahl sieht es dagegen ganz anders aus. Hier sind die Zahlen gesunken. Im gesamten Bezirk ging die Zahl der Taten von 719 in 2021 auf 690 im vergangenen Jahr zurück Das entspricht einem Minus von 4 Prozent. auffallend: Im Süderelberaum stieg die Zahl der Taten, in Hausbruch um 64,3 Prozent und in Neugraben um 23,3 Prozent, an. Insgesamt wurden dort 231 der im Bezirk gestohlenen Fahrräder entwendet.

Einen deutlichen Anstieg gab es bei den Taschendiebstählen. Die Zahl schnellte von 312 in 2021 auf 494 Taten im vergangenen Jahr hoch. Besonders betroffen der Stadtteil Harburg. Allein hier wurden 142 Taten mehr als im Vorjahr, insgesamt 331, gezählt. Damit ist der Anstieg der Taschendiebstähle nur im Stadtteil Harburg größer, als die Zahl aller im Süderelberaum verübten Taschendiebstähle, wo in Hausbruch und Neugraben zusammen 92 Taten im vergangenen Jahr passierten.

Zurückgegangen um 4,7 Prozent auf 905 Fälle  ist die Drogenkriminalität im Bezirk Harburg. Der Anteil, bei dem es um den Handel mit Drogen ging, ist sogar um 19.5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Allerdings ist Rauschgiftkriminalität sogenannte Dunkelfeldkriminalität, die nur ermittelt wird, wenn die Polizei ihr offensiv nachgeht.

Auffallend ist auch Rönneburg. Dort wurden im vergangenen Jahr in mehreren Deliktsbereichen deutliche prozentuale Steigerungen bei aber gleichzeitig eher niedrigen absoluten Fallzahlen festgestellt. Beispielsweise stieg die Zahl der Sachbeschädigungen um knapp 89 Prozent auf 34 Fälle an. Die Zahl der Wohnungseinbrüche verdoppelte sich von vier auf acht. Die Gewaltkriminalität ging um 71,4 Prozent von 7 auf 12 Taten hoch. Laut Polizei gibt es dafür keine plausible Erklärung. Es dürfte sich danach um Zufälligkeiten handeln. zv