Harburg - Mit seiner neuen Publikation „Die Billunger – Die sächsische Herzogsfamilie im Blick aktueller Forschung“ schlägt das Archäologische Museum in Harburg gemeinsam mit der RWTH Aachen University ein spannendes Kapitel der Geschichtsschreibung auf und nimmt nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen eine mittelalterliche Adelsdynastie in den Blick, die über Jahrhunderte die Geschicke Norddeutschlands lenkte und dennoch weitgehend unbekannt ist: die Billunger.
Grundlage der Publikation ist eine Tagung in Ratzeburg, auf der ausgewiesene Fachleute im September 2021 eine Bilanz des Forschungsstandes gezogen haben. Die spannenden Beiträge aus verschiedenen Disziplinen sind nun in einem Tagungsband des Archäologischen Museums Hamburg erschienen und stellen auch die aktuellen archäologischen Forschungen in Hamburg zum 11. Jahrhundert mit vor.
Nicht nur wegen der über 500 Seiten ist die 1,5 Kilo schwere Publikation „Die Billunger – Die sächsische Herzogsfamilie im Blick aktueller Forschung“ ein gewichtiges und lesenswertes Werk. Renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind beteiligt an seinem Zustandekommen und beschäftigen sich darin eingehend mit der historischen Bedeutung und der politischen Rolle der Billunger vom 10. bis zum 12. Jahrhundert. Der Ausgangspunkt dieser Veröffentlichung war eine von der RWTH Aachen University im Rahmen eines DFG-Forschungsprojektes in Ratzeburg veranstaltete Tagung im September 2021, deren neue Einsichten nun in diesem Band zusammengetragen werden.
Es überrascht, dass die Billunger in der öffentlichen Wahrnehmung bisher weitgehend unbekannt sind. Anders als zum Beispiel die Welfen oder die Schauenburger ist der Name Billunger nicht geläufig. Diese Wahrnehmung spiegelt sich auch in der Forschung wider: Höchste Zeit also, erstmals ein Übersichtswerk über die Billunger vorzulegen.
Die Billunger waren kurz nach 1100 das dienstälteste Herzogsgeschlecht im römisch-deutschen Reich. Sie stellten in ununterbrochener Erbfolge fünf Herzöge von Sachsen, welches damals weite Teile Norddeutschlands umfasste. Diese Kontinuität konnte kein zweites Herzogtum im Reich aufweisen. Ausgehend von ihrem Stammsitz in Lüneburg gestalteten sie maßgeblich die politischen Verhältnisse im Norden. Das Buch beleuchtet das Agieren der billungischen Herzöge im Spannungsfeld adliger Konkurrenz mit geistlichen und weltlichen Eliten. Insbesondere für Norddeutschland stellten die Billunger eine wichtige Macht dar, ihr Einflussbereich reichte vom Harz bis an die Ostsee: Sie waren auch die Burgherren der legendären Hammaburg und der Neuen Burg in Hamburg. Besonders taten sie sich in dieser Zeit durch ihre Vernetzung über die Grenzen des Reiches hinaus gerade auch mit den slawischen Nachbarn hervor.
Das Buch wurde gedruckt mit Unterstützung der Hamburger Johann-Max-Böttcher-Stiftung, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Fördervereins HistoriAquis. Es kann zum Preis von 19,80 Euro im Buchhandel, im Museumshop sowie im Webshop des Museums unter amh.de/shop erworben werden.
Informationen:
Veröffentlichung des Archäologischen Museums Hamburg und Stadtmuseums Harburg
Nr. 118, ISBN: 978-3-931429-43-0
Herausgeber: Carolin Triebler, Florian Hartmann und Rainer-Maria Weiss