Stahltüren trennen Bereich innerhalb der Bunkeranlage. Foto: zv
Stahltüren trennen Bereich innerhalb der Bunkeranlage. Foto: zv

Harburgs CDU macht sich Gedanken um Reaktivierung von Bunkern

Harburg - Die CDU macht sich angesichts der Weltlage Gedanken um eine Reaktivierung der Bunker im Bezirk, insbesondere den Großbunker im Bereich S-Bahnhof Harburg Rathaus. Er ist der größte Hamburger Bunker, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Schutzeinrichtung konzipiert war. Fertiggestellt wurde der Großbunker 1983 im "kalten Krieg". Er war mit der S-Bahn gebaut worden und sollte bei einem Atomschlag 5.000 Menschen Schutz bieten - allerdings nur für zwei Wochen.

Schon das Konzept, dass man sich damals ausdachte, wirkt heute schon leicht verrürckt. Der Bahnsteig war als ein Teil der Anlage konzipert, die rund 5300 Quadratmeter groß ist. Bis zu drei S-Bahnzüge hätten im Ernstfall noch einfahren sollen. Dann hätten dicke Stahltore den Bahnsteig und die Zugänge verschlossen. Zugang hätte man noch über eine Schleuse, in die der Bunkerwart durch eine dicke Glasscheibe hätte schauen können. Strom hätte es über Dieselmotoren gegeben. 50.000 Liter Kraftstoff waren dafür eingelagert.

Nahrung hätten sich die Menschen vorher holen müssen. Dafür standen leere Regale im Bunker. Gekocht hätte man in einer Großküch. Wasser wäre aus einem Tiefbrunnen gekommen, der heute versiegelt ist, weil der Grundwasserspiegel in Harburg durch die Deindustrialisierung gestiegen ist und der S-Bahnhof ohne den „Deckel“ volllaufen würde. Luft wäre von außen durch eine Filteranlage, die mehrere Tonnen Sand beinhaltet, angesogen worden. Künstlich erzeugter Überdruck hätte verhindert, das verseuchte Luft durch Ritzen in den Bunker eindringt. So sollte der Bunker auch gegen chemische und biologische Kampfstoffe schützen.

Geschlafen hätten die Menschen im Wechsel in Doppelstockbetten, die schon bei der ersten Flüchtlingswelle 2015 aus dem Bunker geholt wurden. Es gab Waschräume und Toiletten mit Vorhang.

Eine Reaktivierung wäre mit extremem Kosten verbunden. 2001 gab es einen letzte Check, bei dem die Technik, beispielsweise der Notstromdiesel, getestet wurden. 2007 wurde die Anlage aus dem Zivilschutzkonzept genommen. Seitdem liegt der Bunker brach. Zudem gilt die Anlage als mit Asbest verseucht.

Heute ist der Großteil der Anlage im Bahnhof Harburg Rathaus einer der "Lost Places", zu dem nur wenige Menschen noch einmal Zugang bekommen. zv