X-ter Anlauf um das Leben in Harburgs ewigem Problem-Quartier zu verbessern
Das Phioenix-Viertel. Foto: André Zand-Vakili

X-ter Anlauf um das Leben in Harburgs ewigem Problem-Quartier zu verbessern

Harburg - Ein "Geheim-Dossier" über das angeblich "härteste Pflaster" der Stadt, dem Phoenix-Viertel macht medial die Runde. Die Bild-Zeitung berichtet über das Papier, dass angesichts der problematischen Zustände, die in dem über 20 Hektar großen Wohngebiet herrschen, vom Bezirk entworfen worden sein soll. Im April soll sich dann eine Projektgruppe dem Phoenix-Viertel annehmen.

Der große Wurf? Man darf gespannt sein und sollte seine Erwartungen nicht zu hoch stecken. Es ist nicht das erste Mal, dass das Viertel, dass 1895 für die Arbeiter der nahen Fabriken gebaut wurde, als Problemgebiet identifiziert und Konzepte entworfen wurden, damit "alles besser wird". Bereits in den 1980er Jahren wurden von den Behörden Maßnahmen getroffen, um die Situation zu verbessern. Es folgten "Runde Tische" und jede Menge soziale Projekt Und natürlich wurde ganz viel Geld dort "verwurstelt". 2006 titelte die Zeitung Welt: "90 Millionen Euro für das Harburger Phoenix-Viertel".

Beteiligt war unter anderem die stadteigene  steg, die die "Steigerung der Wohn- und Lebensqualität im gründerzeitlichen Quartier" als zentrales Ziel der Sanierungsmaßnahmen ihrer Arbeit dort definierte. Es habe so steht es im Abschlussbericht des 2015 ausgelaufenen Projektes, eine "Verbesserung des Wohnungsstandards, die nachhaltige Modernisierung und die Sicherstellung preiswerten Wohnraums ebenso wie die Aufwertung und Ergänzung der Angebote im sozialen, kulturellen und Freizeitbereich" gegeben. "Die gebietstypische Mischung mit Kleingewerbe sollte dabei erhalten bleiben, die öffentlichen Grün- und Freiflächen wurden schrittweise neu gestaltet."

Das ist rund sieben Jahre her. Der heutige Ist-Zustand: Mehr als fünfmal so hohe Kriminalität wie durchschnittlich in Stadtteilen, die Bevölkerungsstruktur ist von sozialer Schwäche gekennzeichnet. Illegales Glücksspiel und "Kulturvereine" prägen das Bild. Hinter einigen Shops, die Dienstleistungen anbieten, wird Geldwäsche vermutet.

Aktuell ist die x-te soziale Maßnahme angelaufen, deren Träger die Einrichtung mit dem wohlklingenden Namen "Tollerort" ist, die in den kommenden fünf Jahren als Quartiersmanagement aus Fördermitteln des „Stadtentwicklungsfonds Lebendige Quartiere“ der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in Höhe von 500.000 Euro finanziert wird.

Das neue Dossier über das Viertel, dass alle paar Jahre im Angesicht immer neuer "Schrecksszenarien" immer neu Untersucht wird, ist nach Information von harburg-aktuell bereits seit Monaten in Arbeit. Dazu gab es Gespräche des Bezirksamtes mit verschiedenen Behörden auf höherer Ebene. Interessant: Die Polizei war wohl nicht dabei. Von dort hieß es, dass man das Dossier nicht kenne.

Dazu gibt es Ideen, die teilweise neu, teilweise "abgetupfter" sind. So soll darüber nachgedacht werden Gewerbeflächen im Phoenix-Viertel durch die Stadt anzumieten und günstig an kleine Unternehmen und Unternehmer weiter zu geben, die positiv für die Entwicklung sind. Auch Studentenwohnungen, für die neben einer kleinen Miete auch örtliches Engagement eingefordert wird, sollen Gedankenspiele sein. Selbst die Ausübung eines Vorkaufsrechts durch die Stadt soll im Gespräch sein - wobei es gerade dort hohe Hürden gibt und zunächst gesetzliche Grundlagen geschaffen werden mussten.

"Ein Dossier sollte man nicht überbewerten", heißt es von einem Mitarbeiter der Verwaltung. "Solche Dossiers sind Voraussetzung um Geld und Stellen zu bekommen."

Dass es möglich ist, extreme Problemviertel in normale Wohnviertel zu verwandeln, ist bereits im Bezirk Harburg, genauer gesagt in Heimfeld, bewiesen worden. Jahrelang wurde die Gegend um die Hangstraße auch als "Hügel der Gesetzlosen" bezeichnet. Das ist lange vorbei. Die SAGA hatte ab 1994 über Jahre die Nachkriegsbauten aufwendig saniert. Das war möglich, weil - ganz im Gegensatz zum Phoenix-Viertel, die meisten Gebäude dem Unternehmen gehörten und so die Maßnahme flächendeckend war.

Das Geheimnis war aber nicht nur die Sanierung. Man hatte die Wohnungen neu zugeschnitten, aus rund 1000 Wohnungen wurden etwas über 650, und in dem Zuge die Bevölkerung zu einem nicht unerheblichen Teil "ausgetauscht". zv