Das Freudenberger-Areal. Foto: zv
Das Freudenberger-Areal. Foto: zv

Karstadt & Freudenberger: Eine Hürde weniger bei vielen offenen Fragen

Harburg - Bei dem Karstadt-Areal am Schloßmühlendamm und der Firmengelände von Freudenberger an der Seevetsraße hat die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht. Bei Karstadt ist man einen Schritt weiter. Nachdem zunächst eine rechtliche Auseinandersetzung mit dem Eigentümer drohte, hat man sich jetzt geeinigt und den Gebäudekomplex bereits übernommen.

Frank Richter, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksversammlung, nannte die beiden Käufe durch die Stadt einen "Glücksfall". Die Stadt habe eine "aktive Immobilienstrategie" angewandt, "um diese beiden zentralen und für die weitere Innenstadtentwicklung wichtigen Grundstücke in die eigene Hand zu bekommen und einer weiteren Immobilienspekulation zu entziehen", was nach Einschätzung von Richter einen "jahrelangen Stillstand" zur Folge gehabt hätte.

Ob es tatsächlich ein Glücksfall ist, wird sich zeigen. Für beide Ankäufe dürfte die Stadt tief in die Tasche gegriffen haben. Zwar wird über die Ankaufssummen Stillschweigen bewahrt. Aber allein das Freundenberger-Areal dürfte über 40 Millionen Euro gekostet haben. Denn so viel hatte nach Berichten von Fachzeitschriften bereits 2022 ein Berliner Unternehmen auf den Tisch gelegt, um das rund sechs Hektar große Firmengelände zu kaufen und zu bebauen.

Das Problem bei dem Firmengelände: Die Stadt hat nicht das Grundstück gekauft, sondern das Areal im Rahmen eines Share Deals erworben. Das bedeutet, die Stadt hat die Firma gekauft, der das Gelände gehört. Unternehmen verwenden diesen "Trick" um Grunderwerbssteuer zu sparen. Allerdings gehen alle Pflichten des alten Eigentümers auch auf den neuen Eigentümer über. Das beinhaltet auch die Verantwortung für Bodenverunreinigungen.

Die dürfte es auf dem Freudenberger-Gelände umfangreich geben. "Die Entwicklung dieses Geländes ist sehr ehrgeizig", sagt ein Brancheninsider. Bebauung mit Bodenaushub dürfte umfangreiche und teure Bodensanierungen nach sich ziehen. Die Seevestraße müsse verlegt und auch Teil eines angrenzenden Grundstücks erworben werden.

Was dort passieren wird, ist noch unklar. "Ziel ist es, das Areal als wirtschaftlich attraktiven Standort in die Entwicklung zu bringen und gleichzeitig die Schnittstelle Innenstadt-Binnenhafen durch städtebaulich und nutzungsspezifisch interessante und vielfältige Funktionen gemäß seiner Lagegunst zu entwickeln", hieß es nach dem Ankauf vom Bezirksamt gegenüber harburg-aktuell. "Dazu sind Freizeitnutzungen, aber auch Sport- und Bildungsfunktionen denkbar. Das Bezirksamt Harburg bringt diese Ideen aktuell in den laufenden Planungsprozess im Rahmen der VU-Harburg ein." Wohnungen wird es aus Lärmschutzgründen unter anderem wegen der nahen Bahnstrecke dort wohl nicht geben. Höchstens "besondere Wohnformen" seien denkbar.

SPD-Fraktionschef Richter kann sich für das Karstadt-Areal eine "zeitgemäße Mischung mit Wohnen, Gewerbe und sozio-kulturellen Nutzungen", wie beispielsweise der Bücherhalle, vorstellen. "An der Seevestraße könnte unter Einbeziehung der denkmalgeschützten Fabrikgebäude eine ebenso spannende Mischung entstehen", so Richter, wobei klassisches Wohnen eher wegfällt.

Bevor es losgehen kann, gibt es einen städtebaulichen Wettbewerb. Dann, vor allem, wenn Wohnen eine Rolle spielen soll, muss ein neuer Bebauungsplan her. Zuletzt muss wohl noch ein Investor gefunden werden, der das Geld aufbringt, um die Ideen umzusetzen. zv