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Umbennung des Albert-Schäfer-Wegs: Politik hofft auf Verständnis

Eißendorf - Für SPD, Grüne und Linke dürfte es so etwas wie ein moralisches Anliegen sein. Für die Anwohner in den 62 Reihenhäusern an der nicht einmal 20 Jahre alten Straße Albert-Schäfer-Weg wird es vermutlich einfach nur ärgerlich, umständlich und teuer. Ihre Straße soll umbenannt werden. Der Name des ehemaligen Chefs der Phoenix, des ehemaligen Präsens und Ehrenpräsident der Handelskammer Hamburg, der Mann, zu dessen Ehren das weltberühmte Matthiae-Mahl im Hamburger Rathaus nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wiederbelebt wurde und der CDU-Mitglied war, ist nicht mehr gut als Namensgeber der Sackgasse.

Das Problem: Schäfer war vom 1. April 1933 bis 1961 erst Vorstandsvorsitzender der Phoenix und später Aufsichtsrat. Damit fällt die Zeit seines Wirkens in Harburg in die Nazi-Zeit. Dass die Phoenix als zweitgrößtes Gummiwerk in Deutschland, in der Zeit, in der  "Räder für den Sieg" rollen sollten, eine herausragende Bedeutung hatte, liegt auf der Hand. Dass die Phoenix damals "Zweigniederlassungen" in Riga und in Prag hatte, wo auch Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, belastet Schäfer. Er hat sich, so die heutige Interpretation, die auch auf neue Untersuchungen beruht, durch seine Stellung im Unternehmen aktiv an der nationalsozialistischen Ausbeutungspolitik in den besetzen Gebieten in Osteuropa beteiligt.

Dass Schäfer, der nie Mitglied in der NSDAP gewesen war, in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender in Sitzungen vom "Endsieg" sprach, dürfte ein wenig überraschende Erkenntnis sein, die die Kommission zu Tage förderte, die seit 2020 Hamburger Straßennamen nach belasteten Namensgebern durchforstet. Aber auch seine Rolle bei der kampflosen Übergabe Hamburgs an die Briten zum Ende des Krieges, wird von der Kommission als weniger glanzvoll dargestellt, als es bislang Nachkriegserzählungen her gaben. Auch die Rückgabe der Firmenanteile seines jüdischen Geschäftspartner Max Goldschmidt nach dem Krieg musste vor Gericht erstritten werden.

Für Teile der Harburger Politik ist damit klar, dass der Straßenname nicht weiter tragbar ist. Rechtlich ist so eine Umbenennung ein Verwaltungsakt, bei dem es so gut wie keine rechtlichen Möglichkeiten der betroffenen Anlieger gibt. Allerdings will die SPD die Anwohner, die vom Ausweis bis zu jeder Rechnungsadresse, Briefpapier oder Visitenkarten ändern müssen, mit ins Boot nehmen. "Da möchten wir um Verständnis werben und im besten Fall um überzeugte Zustimmung", sagt Frank Richter, Fraktionsvorsitzender der SPD. Falls die Umbenennung bei den Betroffenen auch dann nicht auf Verständnis stößt, dürfte denen das nicht helfen. Denn auch das sagt Richter: „Um es vorweg zu nehmen: die Harburger SPD-Fraktion bleibt bei ihrer Forderung zur Umbenennung des Albert-Schäfer-Wegs." zv