Foto: Andre Zand-Vakili
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Elternzeit und Finanzen: Worauf junge Eltern achten sollten

Ratgeber - Die Geburt eines Kindes stellt für viele Eltern die Erfüllung eines Lebenstraums dar und läutet eine spannende Zeit ein. Mit dem neuen Familienmitglied ziehen jedoch auch neue Herausforderungen mit ein, die nicht zuletzt die Finanzen betreffen. Während in der Regel beide Elternteile zuvor Vollzeit gearbeitet haben, steht nach der Geburt die Fürsorge für das Kind im Vordergrund. Dank Elternzeit haben Mütter und Väter die Möglichkeit, eine Auszeit aus dem Berufsleben zu nehmen, um sich um ihr Kind zu kümmern. Finanziell kann sich dies jedoch unterschiedlich auswirken und sogar zur Belastung werden. In diesem Artikel zeigen wir dir, was es im Hinblick auf Elternzeit, Elterngeld und die finanzielle Situation zu beachten gibt.

Ausgaben und Kosten mit Kind

So sehr man sich auch über den Nachwuchs freut – dass Kinder sehr viel Geld kosten, ist nicht von der Hand zu weisen: Im Jahr 2018 verzeichneten Paare mit einem Kind durchschnittliche Ausgaben von 763 Euro pro Monat für ihren Nachwuchs. Werdende Eltern sollten sich daher im Vorhinein bewusst machen, welche Ausgaben mit dem neuen Familienmitglied auf sie zukommen. Ist es das erste Kind, werden beispielsweise neue Möbel wie Kinderbett und Wickeltisch, eine Erstausstattung an Kleidung sowie Kinderwagen, Autositz, Fläschchen, Schnuller und vieles mehr benötigt. Hinzu kommen Ausgaben für Windeln, Nahrung und immer wieder neue Kleidung für das wachsende Baby, sobald es auf der Welt ist. Auch die Kinderbetreuung und Babysitter können einiges an Geld kosten. Mit dem üblichen Gehalt aus der Erwerbstätigkeit sind diese Ausgaben womöglich kein großes Problem. Doch die meisten Eltern nehmen sich nach der Geburt eine berufliche Auszeit, um für das Kind da zu sein. Dies geht jedoch mit Einbußen beim Nettoeinkommen einher. 

Das Einkommen vor und nach der Geburt

Spätestens sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin beginnt für die meisten schwangeren Frauen der Mutterschutz. Damit genießen die Frauen besondere Rechte, beispielsweise darf ihnen nicht gekündigt werden. Innerhalb der Mutterschutzfristen (sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin und acht Wochen nach der Geburt) sollen die Frauen zu ihrem Schutz nicht arbeiten. Damit sie trotzdem finanziell abgesichert sind, haben gesetzlich versicherte Frauen einen Anspruch auf Mutterschaftsgeld. Einen Teil des Mutterschaftsgelds übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung und zahlt bis zu 13 Euro pro Tag. Die Differenz zu deinem vorherigen Nettoeinkommen übernimmt dein Arbeitgeber, sodass du während dieser Zeit keine finanziellen Einbußen hast. Interessant wird es im Anschluss an den Mutterschutz oder die Geburt, wenn Mutter und/oder Vater in Elternzeit gehen. Hinsichtlich des Elterngelds gibt es verschiedene Modelle, die sich unterschiedlich auf die Finanzen der Eltern auswirken. 

Basiselterngeld

Das Basiselterngeld ist ein Angebot für Eltern oder Elternteile, die sich nach der Geburt in Elternzeit hauptsächlich selbst um ihr Kind kümmern möchten, ohne voll erwerbstätig zu sein. Beiden Eltern stehen dabei gemeinsam insgesamt 14 Monate zu, wovon ein Elternteil maximal 12 und mindestens 2 Monate nehmen kann. Davon abgesehen ist die Aufteilung der Elterngeld-Monate den Müttern und Vätern selbst überlassen. Alleinerziehenden Frauen oder Männern stehen die kompletten 14 Monate zu. Das Basiselterngeld beträgt bei Erwerbstätigen in der Regel 65 % des Nettoeinkommens vor der Geburt. Maximal kann dabei ein Nettoeinkommen von 2.770 Euro berücksichtigt werden, was einem Elterngeld in Höhe von 1.800 Euro pro Monat entspricht. Doch auch Geringverdiener und Personen, die vor der Geburt nicht erwerbstätig waren, haben Anspruch auf Elterngeld. Der Mindestsatz des Basiselterngelds liegt bei monatlich 300 Euro.

ElterngeldPlus

Das Modell ElterngeldPlus ermöglicht es Müttern und Vätern, ihre Elternzeit zu verlängern und über einen längeren Zeitraum weniger Elterngeld zu beziehen. Die Zahlungen des ElterngeldPlus fallen dabei ohne zusätzliche Erwerbstätigkeit halb so hoch aus wie das Basiselterngeld. Ein Monat Basiselterngeld entspricht somit zwei Monaten mit ElterngeldPlus. Eltern können ihre Elternzeit somit auf Wunsch verlängern, müssen dann aber monatlich mit weniger Geld auskommen: Zwischen 150 und 900 Euro pro Monat sind möglich. 

Partnerschaftsbonus

Darüber hinaus können Eltern ihre Finanzen mithilfe des Partnerschaftsbonus aufstocken und von bis zu vier zusätzlichen ElterngeldPlus-Monaten profitieren. Diese werden ausgezahlt, wenn beide Eltern gleichzeitig zwischen 24 und 32 Wochenstunden in Teilzeit arbeiten. Darüber hinaus gibt es auch einen Geschwisterbonus: Gibt es bereits Geschwisterkinder, erhältst du einen Zuschuss von 10 % zum Elterngeld oder mindestens 75 Euro beim Basiselterngeld beziehungsweise 37,50 Euro beim ElterngeldPlus.

Weitere Auswirkungen auf die Finanzen

Wie hoch das Elterngeld letztendlich ausfällt, hängt somit vor allem vom vorherigen Nettoeinkommen ab. Doch auch dabei gilt es, einiges zu beachten: So können vom Arbeitgeber gewährte geldwerte Vorteile wie ein Dienstwagen während der Elternzeit die Höhe des Elterngelds schmälern. Verfügst du über einen Firmenwagen und darfst diesen auch privat nutzen, solltest du daher mit deinem Arbeitgeber besprechen, was mit diesem während der Elternzeit passiert und kalkulieren, wie sich der geldwerte Vorteil auf deinen Elterngeld-Anspruch auswirkt. 

Auch die Steuerklasse beeinflusst die Höhe des Elterngelds – schließlich fällt dein Nettoeinkommen je nach Steuerklasse unterschiedlich hoch aus. Für verheiratete Paare kann es sich zum Beispiel lohnen, vor der Geburt ihres Kindes die Steuerklasse zu wechseln, um gegebenenfalls ein höheres Nettoeinkommen und damit auch höhere Elterngeldzahlungen zu beziehen.

Fazit: Finanzen während der Elternzeit sorgfältig planen

Damit die erste Zeit als Familie nicht zur finanziellen Belastung wird, sollten werdende Eltern ihre Finanzen und Optionen frühzeitig prüfen und sich sorgfältig informieren. Basiselterngeld, ElterngeldPlus und der Partnerschaftsbonus können flexibel kombiniert werden, um je nach individuellen Voraussetzungen und Wünschen ausreichend Geld zur Verfügung zu haben und das Familienleben reibungslos zu organisieren. Um besser planen und verschiedene Szenarien durchspielen zu können, bietet das Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend einen hilfreichen Elterngeldrechner an. Wer frühzeitig plant und seine Finanzen im Blick behält, kann das meiste aus seiner Elternzeit und dem Elterngeld herausholen und die ersten Lebensmonate des eigenen Babys bestmöglich genießen.