Dr. Mario Schuler koordinierte den Apthekenstreik im Bereich Harburg. Foto: zv
Dr. Mario Schuler koordinierte den Apthekenstreik im Bereich Harburg. Foto: zv
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Auch Harburgs Apotheken streiken am Mittwoch - darum bleiben sie zu

Harburg - Am Mittwoch werden die Apotheken auch im Bezirk Harburg geschlossen bleiben. Streik. Nur die Sternapotheke in Eißendorf wird als Notdienst weiter arbeiten

In Harburg hat Apotheker Dr. Mario Schuler von der Damian-Apotheke den Protest koordiniert. "Es machen wirklich alle mit", sagt er. Man will auf die schlechte wirtschaftliche Situation aufmerksam machen, die viele Apotheken plagt.

Worum geht es. Apotheken bekommen feste Sätze für jedes verschreibungspflichtige Medikament, dass sie verkaufen. Der Betrag setzt sich aus 8,35 Euro pro Rezept plus drei Prozent des Medikamentenpreises zusammen. Der Betrag von 8,35 Euro wurde, so sagt es ein Apotheker, "seit mehr als zehn Jahren nicht angehoben, obwohl in der gleichen Zeit die Löhne um um die 30 Prozent gestiegen sind."

Dazu kommt: Dieses und kommendes Jahr müssen die Apotheken den Krankenkassen einen "Rabatt", der früher 1,77 Euro betrug, jetzt sogar über zwei Euro einräumen, der von den 8,35 Euro abgezogen wird. Die Begründung ist, dass es den Krankenkassen so schlecht gehe.

Gleichzeitig werben, so klagen Apotheker, die Krankenkassen Mitarbeiter von den unter Personalmangel leidenden Apotheken ab. Dabei würden, so schildert es ein Apotheker, die Krankenkasse, den es angeblich so schlecht gehe, mit hohen Löhnen und kürzeren Arbeitszeiten locken.

"Ich hatte eine Berufsanfängerin, die abgeworben wurde und bei der Krankenkasse gleich ins elfte Berufsjahr eingestuft wurde, was für sie ein Lohnplus von etwa 30 Prozent bedeutet", sagt der Apotheker. So wirbt eine Krankenkasse mit der 35,5 Stunden-Woche bei bis zu 60 Prozent Homeoffice. Dr. Mario Schüler von der Damian-Apotheke sagt dazu: "Ich kann diese Praxis bestätigen."

Eine weiterer Punkt, der die Apotheken belastet sind die hohen Auslagen. Medikamente, die vorgehalten werden, müssen vorfinanziert werden. Eine durchschnittliche Apotheke, so schätzt es ein Insider, hat einen Medikamentenbestand im Wert von rund 60.000 Euro. Von den Krankenkassen würden  die Rezepte aber erst nach sechs Wochen erstattet werden. So muss der Warenbestand, in der Zeit steigender Zinsen, oft über Banken, vorfinanziert werden.

Das Ergebnis: Viele Apotheken sind nicht mehr rentabel. Die Zahl der Apotheken in Deutschland sank auf unter 18.000. Das ist der niedrigste Stand seit über 40 Jahren. zv